Einst Zigarettenfabrik, heute produzierendes Kreativareal: Das Konzept Tabakfabrik Linz weckt schon längst internationales Interesse. Sie findet einerseits Niedergang in wissenschaftlichen Arbeiten als Vorzeigebeispiel für Kreativwirtschaft, Stadtentwicklung oder Architektur, und ist andererseits zeitgleich selbst Ort, an dem Forschung passiert.
Mit Urbanisierung und Städteplanung beschäftigen sich die beiden angehenden Maturantinnen Sarah Seeber und Lea Schmolmüller in ihrer Diplomarbeit an der HTL1 Bau und Design Linz Goethestraße. Die Tabakfabrik als urbane Drehscheibe und Stadtentwicklungsprojekt ist für sie besonders relevant: „Die Tabakfabrik und ihr Neubau an der Gruberstraße wird das Stadtbild nachhaltig beeinflussen und ist damit von zentraler Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Linz.“ Im Interview mit Chris Müller betont dieser vor allem auch die Relevanz der Weiterentwicklung der Stadt Richtung Osten: „Die Tabakfabrik soll als Scharnier zum Industriegebiet fungieren und die Stadt zum Hafenviertel hin öffnen.“
Ein fiktives Hotelkonzept in der Tabakfabrik entwickelten Sarah Passian und Hannah Dittrich von der New Design University St. Pölten für Innenarchitektur und 3D Gestaltung für ihr Studienprojekt, besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Hotelzimmer und der sich entwickelnden Gangstruktur. Da die beiden Studentinnen ihr Hotel in einem bestehenden Altbau planen wollten und Passian als Linzerin einen Bezug zur Tabakfabrik hatte, war das Architekturjuwel an der Donaulände schnell als Wunschobjekt ausgewählt. Besonders spannend war für die beiden, den alten Baucharakter des Industrieareals hervorzuheben und mit modernen Akzenten zu untermalen. Dieses Zusammenspiel aus Alt und Neu findet sich sowohl in den Zimmern als auch am Gang wieder und ergibt eine besondere Dynamik. Das Hotelkonzept basiert auf einer kostensparenden und effizienten „Do-it-yourself“-Idee, bei dem die Zimmer mit Anleitung selbst zusammengebaut werden können. Ein Hotel in der Tabakfabrik ist vor allem für die (temporären) ArbeitnehmerInnen oftmals praktisch, wenn die Tage mal länger werden.
Die Tabakfabrik zieht ihre Kreise bis nach Passau – dort studiert Ina Voshage an der Universität Passau „Geographie: Kultur, Umwelt und Tourismus“. In ihrer Masterarbeit setzt sie sich mit der „Arbeitswelt 4.0“ und der Bedeutung von Coworking-Spaces für die Wirtschaftlichkeit einer Stadt auseinander. Dabei thematisiert Voshage nicht nur Stadtentwicklung und Standortmarketing, sondern auch die Bedeutung für die Gesellschaft: Welchen Einfluss haben Gründerkultur, Kreativwirtschaft und Digitalisierung? Mehr dazu gibt’s in diesem Blogartikel.
Breit gefächertes Bildungsangebot im Kreativ-Hotspot
Die Tabakfabrik ist aber nicht nur ein beliebtes Thema für Studienarbeiten, sondern auch selbst Standort einiger Aus- und Weiterbildungsangebote. Seit 2015 ist die Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz in der Tabakfabrik vertreten und regt mit dem international ausgerichteten Studiengang „Fashion & Technology“ den Stoffwechsel im Kreativquartier an. Knapp 70 Studierende aus über 20 Nationen (ab Herbst 2019) verbinden dabei traditionelle, handwerkliche Techniken mit neuen Entwicklungen aus dem High-Tech-Bereich wie 3D-Print, Lasercut oder Digitaldruck und erforschen so experimentelles und nachhaltiges Modedesign an den Schnittstellen von Mode und Technologie.
Auch unsere MieterInnen bieten Möglichkeiten der Weiterbildung in unterschiedlichen Sparten an. Während die GRAND GARAGE, offene Innovationswerkstatt für Menschen, Wissen und Technologie, Workshops zum Thema Schweißen, Laser oder CNC anbietet, kann man in der CODERS.BAY Programmieren lernen oder sich als Kreativschaffender in der CREATIVE REGION Unterstützung bei Marketing, Business Development und Kommunikation holen.
Triebwerk der Forschung – das Kraftwerk
Die Tabakfabrik Linz, die Kunstuniversität Linz und die Johannes Kepler Universität widmen sich gemeinsam der Aufgabe, die Turbinen des Kraftwerks wieder anzuwerfen und es als Triebwerk der (inter- und transdisziplinären) Forschung zu positionieren. Betrieben werden die Kessel inzwischen mit Innovationskraft anstelle fossiler Brennstoffe, um intellektuelle Energie für die Gesellschaft produzieren.
Im Geist seiner alten Funktion ist das Kraftwerk treibende Kraft für wissenschaftliche Projekte, die Kreativität, Experiment und Austausch zwischen den Universitäten, Disziplinen und Praxisbereichen ermöglichen und unterstützen.
Neue AHS für Digitalisierung am Standort Tabakfabrik angedacht
Um die Chancen der Digitalisierung und des technologischen Wandels optimal zu nutzen, setzen sich hochrangige VertreterInnen aus Stadtpolitik, Industrie und Bildungseinrichtungen für eine AHS mit Schwerpunkt Digitalisierung und Robotik am Standort Linz ein. „Wie an keinem anderen Ort in Oberösterreich werden hier Bildung, Forschung, Innovation und Produktion miteinander vernetzt. Nicht umsonst finden sich hier auch die meisten Arbeitsplätze für IT-ExpertInnen und TechnikerInnen“, betont Bürgermeister Klaus Luger.
Der ideale Standort für eine Digital-AHS ist für die Liegenschaftsreferentin der Stadt Linz, Regina Fechter, mit der Tabakfabrik Linz bereits gefunden: „Eine Schule neuen Zuschnitts braucht auch ein anderes Umfeld“, sagt die Stadträtin. „Die gute Vernetzung von Innovation, Forschung, (Aus-)Bildung und Produktion zeichnet Linz aus. Da war es für mich logisch, einen der Kristallisationspunkte dieses Netzwerksgedankens ins Spiel zu bringen: die Tabakfabrik Linz.“