Die Tabakfabrik Linz hat Beppo Mauhart einen eigenen Veranstaltungsraum gewidmet. Was würde der langjährige Generaldirektor der Austria Tabak und Präsident des Österreichischen Fußballbunds wohl dazu sagen?
Wir können nur mutmaßen. Fest steht, dass Beppo Mauhart, verstorben 2017 im Alter von 83 Jahren, ein Förderer der Linzer Fabrik war. Seine Verbundenheit zur „Tschickbude“ zeigte sich auch nach der schmerzhaften Einstellung der Zigarettenproduktion im Jahr 2009. Bei einer Buchpräsentation wurde Mauhart, durchwegs als „Sir“ bekannt, durchaus emotional. Zehn Minuten wollte er damals nur reden, 40 Minuten wurden schlussendlich daraus. 450 Menschen, darunter ein Teil der Belegschaft mit ihren Familienangehörigen, hörten gespannt zu: „Ich hatte das Bedürfnis zu sagen, welche Sauerei damals, welche Unverantwortlichkeit damals mit den Entscheidungen, die Austria Tabak zu zerstören, verbunden war“, meinte Mauhart rückblickend in einem Gespräch mit seinem „Nachfolger“ Chris Müller, Direktor für Entwicklung, Gestaltung und künstlerische Agenden der Tabakfabrik Linz.
So viel Schmerz und Wut Mauhart angesichts politischer Entscheidungen auch verspürt haben mag, er wertete es schon kurz nach der Schließung der „Tschickbude“ als positive Nachricht, dass die Stadt Linz 2009 Verantwortung für die Liegenschaft übernommen hatte. Heute würde Mauhart wohl ebenso unterschreiben, dass die jüngere Entwicklung der Tabakfabrik, die sich mittlerweile international beachtet zu einem Zentrum für kreative Industrien, für Digitalisierung und Start-ups transformiert hat, eine Erfolgsgeschichte ist, die ohne das Aus für die so traditionsreiche Zigarettenfabrik nicht geschrieben hätte werden können.
Auch deshalb zeigt die Tabakfabrik noch immer ihre Verbundenheit mit der Geschichte, mit den Generationen von Linzerinnen und Linzern, die am Standort gearbeitet und gewirkt haben. Insofern kann Beppo Mauhart als Leitfigur betrachtet werden, die stellvertretend für viele steht.
Spielraum für Ideen
Der nach ihm benannte Meeting- und Workshopraum „Beppo“ ist im ersten Obergeschoß des Art Magazin verortet. Das frühere Magazin 1, dessen Fassade die von Karl Hauk geschaffene Uhr mit dem aus Tierkreiszeichen bestehenden Ziffernblatt schmückt, war von den frühen 1930ern an bis 2009 ein Speicher, in dem kostbare Tabakballen gelagert wurden. Nun dient das Gebäude den Künsten und dem Diskurs. Außen und innen blieb so viel wie möglich unverändert. Das zeigt sich auch im Beppo, der sowohl mit dem Aufzug als auch über eine Wendeltreppe erreichbar ist: Der viele Jahrzehnte alte Dielenboden wurde abgeschliffen und geölt, Anprallschutz und andere Vorrichtungen an den Wänden zeugen von der Verwendung in der Vergangenheit. Hochmodern und brandneu hingegen die elegant-minimalistischen Beleuchtungsstäbe und der Screen für Videokonferenzen von Cisco. Bestuhlung und Tische fügen sich ein in die industrielle Gesamtanmutung, dazu kommen sportliche Akzente: Der „Beppo“ ist wohl einer der wenigen Meetingraum mit Langbank, Pferd und Kasten, wie wir sie noch aus dem Turnunterricht kennen und bietet entsprechend viel Spielraum für Ideen.
„Wir sollten über die unmittelbare Befriedigung hinaus an das nächste Jahrtausend denken“, ist eines der Zitate, die Beppo Mauhart zugeschrieben werden. Es hat uns so gut gefallen, dass wir es an der Eingangstür des „Beppo“ angebracht haben – weil es den Weitblick und Vorwärtsdrang dieses Mannes treffend beschreibt und Motivation für alle jene sein soll, die in diesem Raum der Tabakfabrik zusammenkommen, entwickeln und gestalten.
Beppo Mauhart, geboren 1933 in Enns, studierte Germanistik und Zeitungswissenschaft an der Universität Wien. Nach einigen Jahren als Journalist wurde er 1970 Pressesprecher des damaligen Finanzministers Hannes Androsch, bereits 1972 zog er in den Aufsichtsrat der Austria Tabak ein, 1977 wechselte er in den Vorstand des Staatsbetriebs. 1984 wurde Mauhart zum ersten Mal Präsident des ÖFB, erst 2002 trat er nach fünf Wiederwahlen und 18 Jahren an der Spitze des Fußballbundes nicht mehr an. Von 1988 bis 1995 war Mauhart schließlich Generaldirektor der Austria Tabak. Den Verkauf des Unternehmens unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel Anfang der 2000er konnte er den Verantwortlichen als „eine der größten politischen Sünden“ nie verzeihen.
„Beppo“
- Nutzfläche: ca. 60 m2
- geeignet für bis zu 15 Personen
- Ausstattung: WLAN, CISCO WebEx, digitales Whiteboard, Flipchart, Pinnwände, Kaffeeecke, Tische und Bestuhlung