Eine Fassade aus rund 70.000 Glasbausteinen wird künftig das unbelichtete Magazin 2 der Tabakfabrik in einen hellen Kreativpalast verwandeln. Auf rund 8.000 Quadratmetern Nutzfläche entstehen dort nach Plänen von kaltenbacher ARCHITEKTUR aus Niederösterreich bis Herbst 2021 moderne Büroflächen im Herzen des denkmalgeschützten Kreativareals. Mit dem Projektteam haben wir über die Besonderheiten und Herausforderungen des Umbaus gesprochen.
„Das nachhaltig-innovative Konzept der Tabakfabrik und die besondere Aufgabenstellung, einen alten und unbelichteten Tabakspeicher in einen zukunftsfähigen Büroraum zu transformieren, haben uns einfach interessiert“, erzählen Andrea Crnjak (Projektleiterin), Oliver Steinbauer (Entwurf und künstlerische Oberleitung) sowie Peter Salem (Büroleiter) von kaltenbacher ARCHITEKTUR über die Motive, 2018 am Architekturwettbewerb für die Gestaltung des Magazin 2 teilzunehmen. Wichtigstes Element dieser Neugestaltung: die Fassade. Sie ist die Grundvoraussetzung für eine künftige Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes. Bei der Errichtung der Zwischenmagazine im Jahr 1969 wurde bei den angrenzenden historischen Magazinen aus den 1930er Jahren die Fassaden entfernt. 2018 wurden die Zwischenmagazine wieder abgebrochen und die Neunutzung der historischen Magazine schließt auch Überlegungen zu einer neuen Fassade mit ein. Im Entwurf zur Neugestaltung des Magazin 2 hat sich kaltenbacher ARCHITEKTUR auf ein Element konzentriert, das schon in Peter Behrens‘ Ursprungsarchitektur vorkam: der Glasbaustein.
Die Renaissance des Glasbausteins
„Im Umgang mit einem so geschichtsträchtigen Gebäude ist es oft hilfreich, sich in den Architekten hineinzuversetzen“, erklärt Steinbauer. So kam es zur Idee, Glasbausteine und andere Materialien zu verwenden, die auch schon 1930 genutzt wurden, sie aber auf moderne Art und Weise und mit dem heutigen Stand der Technik umzusetzen. Auch die Behrens’sche Fassadengliederung spiegelt sich im Entwurf wider. Die horizontale Gliederung wird gewahrt und schafft so eine maximale Lichtausbeute für die neu geschaffenen Arbeitsplätze durch eine Kombination von Glasbausteinen und Fensterbändern. Im Gegenzug zu den bewusst sichtbaren, horizontalen Stahlelementen befinden sich die vertikalen Stahlteile der Fassadenkonstruktion versteckt in den Fugen der Steine.
Die Balance aus Zurückhaltung und Radikalität
„Mit einem Denkmal zu arbeiten, ist nicht alltäglich“, erzählt Andrea Crnjak. „Die besondere Herausforderung besteht darin, das Bestehende zu würdigen und Alt und Neu so zu kombinieren, dass dem Denkmal nicht die Präsenz genommen wird.“ Für Peter Salem liegt der Fokus des Gebäudes auch nach wie vor auf der dem Innenhof zugewandten Fassade: „Die neue Glasbausteinfassade sollte sie nicht konterkarieren.“ Oliver Steinbauer betont die Wichtigkeit der Balance zwischen Zurückhaltung und Radikalität im Umgang mit einem historischen Gebäude: „Respekt vor so einem Gebäude ist naturgemäß gegeben. Es braucht für die Umsetzung einer Aufgabe wie dieser aber auch ein gewisses Maß an Radikalität.“
Der funkelnde Workspace
Seit der Entwurfsphase hat sich an der Idee der Fassadengestaltung nicht viel geändert, anders sieht das allerdings im Innenraum aus. Nach vielen Gesprächen mit dem Bauherrn wurden einige Änderungen am Innenraumkonzept vorgenommen. So hat die Reduktion von zwei auf ein Stiegenhaus gleich zwei Vorteile mit sich gebracht: Einerseits entstehen so größere und zusammenhängende Flächen und andererseits ein spannendes neues Erschließungskonzept.
Der Grundausbau des Magazin 2 wird bis Ende Juni fertiggestellt sein, danach geht es in den individuellen Mietausbau. Für die Eröffnung des Magazin 2 wird der Oktober anvisiert.