„Gemalter Erzählband“ entführt uns in eine ideale Welt

Bildcredit: Violetta Wakolbinger

Der Linzer Maler Robert Oltay hat Ende Oktober den zweiten Teil seines Wandgemäldes in der Lösehalle der Tabakfabrik vollendet und wie ein „Leonardo von Linz“ auf einer Fläche von etwa 60 Quadratmetern Aspekte der Gegenwart und Zukunft dargestellt.

28 Tagewerke, viele Stunden auf der Hebebühne, einige Liter Acrylfarbe und unzählige Pinselstriche: In den vergangenen Wochen war Robert Oltay ein oft einsamer Arbeiter in der Weite der Lösehalle, wo er seinem ganz persönlichen Blick auf die kommenden 100 Jahre in Form eines zwölf Meter langen und vier Meter hohen malerischen „Erzählbandes“ Ausdruck verleihen konnte.

Auf den ersten 7,5 Metern Wandfläche führt uns der Künstler vor Augen, wie die Menschheit mit technischen Hilfsmitteln Mensch und Natur in ein Gleichgewicht steuern könnte. Die „Startmaschine“ ermöglich die Fortsetzung von Vergangenheit (Wandgemälde Herbert Dimmel) und Gegenwart (erster Teil des Wandgemäldes von Robert Oltay vom Sommer): Menschen werden wie Galopprennpferde mittels Maschine in den „Rennbereich“, in die Schwerelosigkeit des Raumes katapultiert, sie schwimmen wie Taucher in der Luft und kommen in die Nähe der Luft-Wasser-Maschine, in der diese beiden lebenswichtigen Elemente erzeugt werden. Roboter-Arme verhelfen den Menschen zur Landung.

Robert Oltay vor seinem Wandgemälde in der Lösehalle. Bildcredit: Violetta Wakolbinger

In der Folge stellt Oltay das Lunare, den Kosmos und die Raumfahrt dar, wo eine Kosmonautin die Welt rettet und auf den Astronauten mit „Herz und Sternen in der Seele“ trifft.  Gemeinsam gleitet das Paar vorbei am Mond in den angestrebten Idealzustand einer intakten Welt, in der Technik nur mehr smart und somit für uns unsichtbar zur Anwendung kommt. Der Landschaft ist zurückgegeben worden, was ihr einmal genommen wurde, Mensch und Tiere sind im Einklang.

ZUM PROJEKT

85 Jahre nachdem 1935 das Fresco „Trachtenpärchen“ des Linzer Malers und Kunstlehrers Herbert Dimmel (1894-1980) anlässlich der Fertigstellung der heute denkmalgeschützten Teile der Tabakfabrik nach Plänen der Architekten Peter Behrens und Alexander Popp entstanden ist, verewigt sich mit Robert Oltay wieder einKünstler auf den Wänden der Lösehalle. Wo früher vor allem Frauen Tabakblätter für die Zigarettenproduktion aus den Ballen lösten, finden heute Messen, Kongresse und Kulturveranstaltungen aller Art statt. Die Lösehalle hat sich zu einem Ort gewandelt, an dem drängende Fragen der Gegenwart verhandelt und im besten Falle gelöst werden.

Bildcredit: Robert Oltay

Robert Oltay, geboren im deutschen Aachen, arbeitete in zwei Etappen über mehrere Wochen in der Lösehalle der Tabakfabrik und musste bauliche Gegebenheiten wie Türen oder Lüftungsschächte in sein Werk miteinbeziehen. Im Frühsommer schuf Oltay den ersten Teil seines Wandgemäldes, in dem er drängende Fragen der Gegenwart verhandelte. Ende September begann er mit dem zweiten Teil.

 „Peter Behrens hat die Tabakfabrik als Lebens- und Arbeitswelt im Stil der Neuen Sachlichkeit entworfen und für die Belegschaft durch Architektur, Kunst und Design ein inspirierendes Umfeld geschaffen. Mit dem Wandgemälde von Robert Oltay in der Lösehalle, aber auch mit eigenen KünstlerInnen-Ateliers im Art-Magazin an der Donaulände führen wir diese großartige Tradition gerne fort. Auch deshalb, weil wir fest daran glauben, dass sich dort, wo Kunst eine Rolle spielt, Kreativität und Unternehmertum noch besser entfalten können“, sagt Chris Müller, Direktor für Entwicklung, Gestaltung und künstlerische Agenden der Tabakfabrik Linz.

„Die Tabakfabrik hat seit meinem Studium an der Kunsthochschule Linz eine große Anziehung auf mich. Umso mehr freue ich mich, in der Lösehalle malen zu dürfen. Der Raum, seine Erfassung und die Umsetzung auf einer zweidimensionalen Fläche dieses Ausmaßes ist eine große Herausforderung“, sagt Robert Oltay.

Robert Oltay (li.) mit Tabakfabrik-Direktor Chris Müller. Foto: Violetta Wakolbinger

 

Nachlese

 

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