Laila Mirzo ist Feuer und Flamme für die Tabakfabrik Linz. – Und das mit gutem Grund, gibt es doch wohl kaum einen Ort, der für die einzige Pfeifenbauerin Österreichs geeigneter wäre. „Die Tabakfabrik ist meine Traumlocation. Rauchinstrumente gehören einfach hierher. Es ist, als wäre ein Stück der Seele des alten Industrieareals zurückgekehrt“, sagt Laila Mirzo.
Das aussterbende Handwerk ist für sie zur Zeit noch ein reines Hobby und inspirierender Ausgleich zum stressigen Berufsalltag. In den Werkstätten der Tabakfabrik erforscht und erprobt die in Syrien und Bayern aufgewachsene Pfeifenbauerin zur Zeit verschiedenste Techniken für die Gestaltung der perfekten Pfeife. Mit dem Ziel, ihre handgefertigten Pfeifen nach dieser Testphase später über das Internet zu vertreiben. Heutzutage werden die meisten Pfeifen maschinell hergestellt, nur ein kleiner Teil wird noch von Hand gebaut. Entsprechend wenige Pfeifenmacher gibt es in Österreich, die selbständig und hauptberuflich arbeiten. Außerdem gilt dieses Handwerk, ähnlich wie das Pfeifenrauchen selbst, traditionell als Männerdomäne.
Doch Laila Mirzo ist mit der Kulturtechnik des Pfeifenrauchens bereits aufgewachsen: „In Syrien dreht sich niemand auf der Straße um, wenn eine Frau Pfeife raucht. – Männer wie Frauen rauchen dort sehr gerne Wasserpfeife. Was den Genuss von Rauchwaren betrifft, herrscht in Syrien also Gleichberechtigung.“ Und so verwundert es keineswegs, dass auch Laila Mirzo eine passionierte Pfeifenraucherin ist. „Um eine gute Pfeife bauen zu können, muss man selbst rauchen“, findet sie. „Man muss überprüfen können, ob die Pfeife richtig zieht und man braucht eine Leidenschaft für diese Art der Rauchkultur. Es ist ein schönes, fast spirituelles Ritual, bei dem man sich Zeit für sich nimmt und – gerade in unserer schnelllebigen Zeit – die Seele baumeln lassen kann.“
Für die Arbeit als PfeifenmacherIn braucht es ein sehr gutes Augenmaß und natürlich handwerkliche Fähigkeiten. Ein klassischer Ausbildungsberuf ist der Pfeifenbau allerdings nicht. Das Wissen wird an die junge Generation weitergegeben, Laila Mirzo konnte von einem Pfeifenbauer aus Gmunden lernen. Doch in der Regel muss man sich die filigrane Kunstfertigkeit selbst beibringen. Mindestens acht Stunden und unzählige Arbeitsschritte braucht es, bis eine neue Pfeife entstanden ist. Wenn Laila Mirzo erklärt, wie sie das Holz auswählt, die ersten Zeichnungen des Pfeifenkopfs auf das Holz zeichnet, die Bohrung für die Brennkammer und das Mundstück festlegt, wird deutlich, wie sehr sie ihr Hobby liebt.
Ihre Pfeifen fertigt Laila Mirzo aus dem Holz der Baumheide, einem immergrünen Strauch, der im Mittelmeerraum vorkommt und auch Bruyèreholz genannt wird. Es eignet sich wegen seiner Härte, Hitzebeständigkeit, Geschmacksneutralität und wunderschönen Maserung am besten für die Pfeifenherstellung. Geeignete Wurzelstöcke sind zwischen dreißig und hundert Jahre alt. Damit sich die ätherischen Öle verflüchtigen, wird das Holz zwei Tage ausgekocht, anschließend gesägt und getrocknet.
Erst bei der Verarbeitung zeigt sich, ob der Rohling den hohen Ansprüchen genügt, erläutert Laila Mirzo: „Das kann man sich wie ein Lottospiel vorstellen. – Ein wirklich perfektes Holz mit perfekter Maserung ist Glückssache.“
Eine Glückssache ist auch, dass Laila Mirzo in der Tabakfabrik Linz die perfekten Rahmenbedingungen für die Fertigung ihrer Pfeifen gefunden hat. Wenn sie diese in Zukunft verkauft, werden die Unikate wohl auch persönliche Vorlieben ihrer Besitzer stilisieren. Soll doch der berühmte Schriftsteller E.T.A. Hoffmann einst gesagt haben: „Das Pfeifenrauchen kennzeichnet einen Menschen wie ein Ordenskleid. An der Art, wie er sie hält, sie an die Lippen führt und die Asche ausklopft, erkennt man Persönlichkeit, Leidenschaften, ja selbst Gedanken eines Pfeifenrauchers.“