Swing tanzen verboten – Ausstellung

18:00
argemarie

Eine Ausstellung über die Unterhaltungsmusik nach 1933 – zwischen Widerstand, Propaganda und Vertreibung.

Ausstellungskuratorin: Dr. Marie-Theres Arnbom

Ausstellungsgestaltung: argeMarie

Eine Veranstaltung von EntArteOpera in Kooperation mit dem Internationalen Brucknerfest Linz 2014.

Ausstellungsdauer

9. September bis 5. Oktober 2014
Di. – So. 10:00 bis 18.00 Uhr


Ausstellungseröffnung am 09.09.2014 um 18.00 Uhr mit Vortrag von Dr. Arnbom, Musik und Führung, Eintritt frei.

Einheitspreis der Ausstellung:  7,- Euro, Jugendkarte: 3,- Euro
Karten erhalten sie nicht in der Tabakfabrik, sondern über das Brucknerhaus Servicecenter.
 
Foto: EntArteOpera

Foto: EntArteOpera

Konzert zur Ausstellung

9. September 2014
19.30 Uhr

Eine musikalische Reise im Anschluss an die Ausstellungseröffnung.
Zeitzeuge Charles Kalman mit einer "swingenden" musikalischen Reise zwischen Zeiten, Welten und Verboten

Konzeption und Texte: Wolfgang Dosch
Lehrgang Klassische Operette, Konservatorium Wien Privatuniversität
Einheitspreis: 18,- Euro, Jugendkarte: 7,- Euro

Schülervorstellung am 18. September 2014 um 17.00 Uhr


Eine Veranstaltung von EntArteOpera in Kooperation mit dem Internationalen Brucknerfest Linz 2014.

Foto: privat

Foto: privat

Zur Ausstellung

Das Jahr 1933 bedeutete einen gewaltigen Einschnitt auch für die Unterhaltungskultur. Dies war im Besonderen von moderner Tanzmusik, Einflüssen aus Amerika, frivol-humoristischen Texten und jüdischen Komponisten, Librettisten und Interpreten geprägt. All dies war den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge: Rückbesinnung auf „heimische“ Melodien, auf „arische“ Künstler und „brave“ Texte standen im krassen Gegensatz zu einer der erfolgreichsten Phasen der mitteleuropäischen Unterhaltungsbranche, die weltoffen und modern war.

„Der Untergang der Wiener Operette im Judentum“ übertitelte Der Stürmer am 9.6.1934 die „Aufzeichnungen eines abgebauten Operettenstars“: „Wer wollte auch auf den Gedanken verfallen, daß gerade die Juden es sein sollten, die in einem knifflig und perfid geführten unterirdischen Feldzug im Laufe von wenigen Jahrzehnten das ganze Gebiet der wienerischen Musik erobern konnten, sodaß durchaus keine Übertreibung ausgesprochen wird, wenn man hinsichtlich dessen, was heute als wienerische Musik „international“ gepriesen wird, die Begriffe von „Wienerisch“ und „Jüdisch“ gleichsetzt.“ Die jüdischen Künstler wurden vertrieben, verhaftet und ermordet – und mit ihnen eine ganze unwiederbringliche Kultur.

Die Ausstellung ist dreigeteilt: „Arisierte“ Operette stellt die Unterhaltungskultur nach 1933 in Deutschland in den Mittelpunkt, „Vertriebene“ Operette den Brain Drain in die USA und andere Länder, die Zuflucht boten, und „Ermordete“ Operette all die Künstler, die ermordet wurden und selbst noch in den Konzentrationslagern Unterhaltungsmusik aufführten und komponierten.

In Deutschland mussten Ersatzwerke geschaffen werden, um die große Nachfrage nach Operette weiter zu befriedigen. So wurde aus Emmerich Kálmáns Gräfin Mariza Nico Dostals Ungarische Hochzeit, Paul Abrahams Ball im Savoy wandelte sich zu Fred Raymonds Maske in Blau und die Kulissen zu Erik Charells Weißem Rössl mussten eine Weiterverwendung finden. Fred Raymond schrieb daher Saison in Salzburg.

Komponisten, Librettisten und Interpreten fanden Zuflucht in den USA, doch nur wenigen gelang es, dort künstlerisch zu reüssieren und den in Europa begonnen Erfolg fortzusetzen. In England entstand die einzige Operette, die die Nazi-Verfolgung thematisierte: Ivor Novellos The dancing years aus dem Jahr 1939.

In einigen Konzentrationslagern wurden Operetten aufgeführt: Von den Häftlingen für andere Häftlinge oder aber für die Wachmannschaften. Außerdem hatte jedes Lager seine „Lagerhymne“, so schufen Hermann Leopoldi und Fritz Löhner-Beda das berühmte „Buchenwaldlied“.

Nach 1945 gab es in Europa so gut wie keinen Bruch: Kontinuität stand im Mittelpunkt, das Bestreben, die vertriebene Kultur wieder zu beleben, war enden wollend – die Biederkeit der 1950er Jahre setzte die Nazi-Ideologie auf ihre Weise fort: Für Jazz und moderne Tanzmusik bestand nur wenig Interesse. Erst in den vergangenen Jahren erwachte wieder das Interesse für die Modernität der Zwischenkriegszeit – eine Chance, ein ganzes Genre zu rehabilitieren und ihren Schöpfern die Geschichte zurückzugeben.

 Text: EntArte Opera / Dr. Marie-Theres Arnbom

Foto: privat

Foto: privat

Impressionen

argeMarie

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Swing tanzen verboten

Entarte Opera

EntArteOpera wir 2014 im Internationalen Brucknerfest Linz 2014 die erfolgreiche Auseinandersetzung mit dem Thema „Entartete Musik“ fortsetzen. Die Oper „Ulenspiegel“, ein vergessenes Werk von Walter Braunfels, spektakulär umgesetzt in den Räumen der Tabakfabrik Linz (Ausstattung Susanne Thomasberger), wird zur Aufführung kommen. Werner Steinmetz wird wie 2013 eine Kammerorchesterfassung für das Israel Chamber Orchester unter der Leitung von Martin Sieghart erstellen. Ergänzt wird das Programm durch eine Ausstellung über die Rolle der Musik als Instrumentarium zwischen Propaganda und Widerstand  mit musikalischer Eröffnung und einem Kammerkonzert mit Kreneks „Reisebuch aus den Österreichischen Alpen“.

Mehr unter www.entarteopera.com

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