Diese Ausgabe von Rauchzeichen im Kultur- und Bildungskanal von Radio FRO widmet sich der Liebe zum alten Eisen. Das alte Eisen – nämlich in diesem Fall die Linzer Eisenbahnbrücke – ist seit Monaten Gesprächs- und Diskussionsstoff zwischen zwei sehr unterschiedlichen Polen: Denen, die die Brücke als Wahrzeichen und Symbol der Stadt erhalten wollen, und jenen, die mit dem Bau einer neuen und modernen Brücke frischen Wind nach Linz bringen wollen.
„Aus Liebe zum alten Eisen“, wie Chris Müller – Direktor für Entwicklung, Gestaltung und künstlerische Agenden der Tabakfabrik Linz – es formuliert, entstanden im Rahmen des Ideenwettbewerbs Upcycle the Bridge knapp 100 Vorschläge für eine mögliche kreative Umnutzung der Eisenbahnbrücke. Die LINZ AG rief Architekten und Künstler aus der ganzen Welt dazu auf, ihre Ideen für ein zweites Leben der Eisenbahnbrücke zu teilen – um so vielleicht beide Positionen des Konfliktes zufriedenstellen zu können. Das Ziel ist die Entwicklung von ästhetisch wertvollen und innovativen Konzepten, um Teile der alten Eisenbahnbrücke im öffentlichen Raum umzunutzen. Bis zum 31. August konnten Vorschläge eingebracht werden. Bis zum 7. September läuft das Community-Voting, bei dem die besten acht Ideen ausgewählt werden. Am Freitag, dem 11. September, werden die Community-Sieger mit insgesamt 6000€ prämiert. Eine vierköpfige Jury vergibt außerdem den Hauptpreis über 3000€ an die beste Idee.
Die Hanging Gardens sollen das Hafengebiet beleben © Friederich Atanasoaie, jovoto
Die 94 eingelangten Ideen sind vielfältig, spektakulär und abenteuerlich. Ein Architekt schlägt beispielsweise ein Railway Museum auf der Donaulände vor, sodass aus der Eisenbahnbrücke ein Eisenbahnmuseum wird, das die Geschichte des österreichischen Zugverkehrs beleuchtet. Bei den Hanging Gardens wird ein Brückenträger zum vertikalen botanischen Garten und eine spanische Designerin verleiht der Eisenbahnbrück als Open Air Theater im Hafengelände eine zweite Nutzung. Auch die Kulinarik kommt nicht zu kurz: Ein Ingenieur funktioniert die Brücke in die Urfahraner Brauerei um und ein deutsch-kanadisches Architekten-Duo macht aus den Brückverstrebungen das Kuchengitter einer riesigen Statue, die aussieht wie eine Linzertorte – Kaffeehaus inklusive.
Aus Brücke mach Kaffeehaus © Lemo und Kakel, jovoto
Den Ideenreichtum nahmen wir zum Anlass, um mit Chris Müller und dem Architekten Christoph Weidinger, Vorsitzender des Architekturforums OÖ und Teil des in der Tabakfabrik angesiedelten Architekten-Duos any:time, ein Gespräch zu führen. Thema war unter anderem der Umgang mit Wahrzeichen und städtischen Symbolen, die Zukunft des Linzer Hafens und die Rolle, die die Tabakfabrik in dieser Entwicklung spielt.