„Tschick“ in der Fabrik

Foto: Tschickfabrik | Rudi Ferder

Ring of Fire – Der Kreis schließt sich:

5 Jahre nachdem die Tabakverarbeitung in Linz ausgedämpft wurde, könnte die Zigarettenfabrikation wieder aufflammen. Und zwar durch die Ansiedelung eines Startups, das brandneue Zigaretten kreiert hat, die so heißen, wie sie die österreichischen RaucherInnen schon immer nennen: „Tschick“.

Auch für den Erfinder dieser rot-weiß-roten Zigarettenmarke, den gebürtigen Linzer Reinhard Leitner, schließt sich mit der Ansiedelung seines Ein-Personen-Unternehmens „Tschickfabrik“ in der Tabakfabrik ein Kreis. Aufgewachsen in direkter Nachbarschaft zur „Tschickbude“, ist er seit seiner Jugend Feuer und Flamme für die Tabakindustrie.

„Ich kann mich noch erinnern, als wäre es gestern gewesen. Hinter der Tabakfabrik gab es damals viel mehr Freiflächen. Dort habe ich oft gespielt. Viele Leute sagten, da stinkt es. Ich fand den Geruch schon als kleines Kind herrlich“, erinnert sich der heute 43-Jährige.

 

Foto: Tschickfabrik | Rudi Ferder

Foto: Tschickfabrik | Rudi Ferder

Mit 16 Jahren startete Reinhard Leitner seine berufliche Laufbahn – wie konnte es anders kommen – mit einem Ferialjob in der Linzer Tabakfabrik. Über 20 Jahre lang war der studierte Kommunikationswissenschaftler und passionierte Raucher später in unterschiedlichen Positionen für die Austria Tabak GmbH in Wien tätig, zuletzt als Logistikleiter. Und registrierte traurig den Niedergang heimischer Sorten unter dem Druck globaler Marken.

Als sich die Zigarettenproduktion in Österreich mit der Schließung der Tabakfabrik Linz im Jahr 2009 und des Hainburger Werks im Jahr 2011 buchstäblich in Rauch auflöste, begann Reinhard Leitner zu träumen. Davon, dass RaucherInnen in der Trafik „ein Packerl Tschick“ ordern und niemand mehr fragt: „Welche Sorte?“
Er sicherte sich die Markenrechte für den Begriff „Tschick“ und gründete die „Tschickfabrik GmbH“. Seit dem 1. September 2014 sind seine neuen Zigaretten mit typisch österreichischem Flair in den heimischen Geschäften erhältlich. Ihre Verpackung ziert der lateinische Spruch „vita ardet sicut ignis“ („Das Leben brennt wie das Feuer“).

Foto: Tschickfabrik

Foto: Tschickfabrik

So lautet auch die Maxime der ebenso mutigen wie gewagten Unternehmung „Tschickfabrik“. Denn obwohl seine „Tschick“ in Ermangelung einer österreichischen Produktionsstätte derzeit noch in Polen produziert werden, brennt Reinhard Leitner für seinen Lebenstraum, die dreihundertjährige Tradition der Zigarettenproduktion hierzulande Zug um Zug wiederaufzunehmen. Nach vielen Rückschlägen fand er eine oberösterreichische Vertriebsfirma. Wie David gegen Goliath kämpft er seither gegen internationale Tabakkonzerne und für regionale Produktion.
Durch die Ansiedelung in der Tabakfabrik Linz erscheint Reinhard Leitners Traum nun nicht mehr wie Schall und Rauch, sondern könnte in greifbare Nähe rücken.

„Ich habe jetzt meinen Bürositz in die Tabakfabrik verlegt. Das ist eine unglaubliche Chance für mich. Wenn der Verkauf der „Tschick“ in den nächsten drei Monaten gut läuft, möchte ich erste Maschinen anschaffen und in der ehemaligen „Tschickbude“ eine Schaumanufaktur inklusive Verkostung einrichten. Mit dem langfristigen Ziel, die gesamte Zigarettenfabrikation von Polen hierher zu holen, jedoch ohne die aufwändige Aufbereitung des Tabaks, der fertig geliefert wird. Natürlich gibt es noch viele offene Fragen, etwa die Widmung betreffend. Wir befinden uns momentan in der Testphase. Natürlich kann das Projekt scheitern. Darüber entscheiden letztendlich auch die österreichischen Raucherinnen und Raucher, denn das Unterfangen steht und fällt mit den Absatzzahlen der „Tschick““, so Reinhard Leitner.

„Die zentrale Aufgabe der Tabakfabrik ist es, Kreativwirtschaft zu fördern. In diesem besonderen Fall geht es aber auch um eine Geste der Versöhnung mit der Geschichte des Areals. Beim Stammtisch der ehemaligen Austria Tabak MitarbeiterInnen in der Klub Kantine der Tabakfabrik Linz präsentierte Reinhard Leitner das Vorhaben seinen einstigen KollegInnen. Ein schönes Zeichen zu einem schicksalhaften Datum: Ist es doch genau 5 Jahre her, seit die „Tschickbude“ in Linz geschlossen wurde“, sagt Tabakfabrik-Direktor Chris Müller.

Mit Reinhard Leitners „Tschick“ ist jedenfalls nicht nur aus einem Stück Österreich eine Marke geworden, durch die Ansiedelung der „Tschickfabrik“ erhält die Tabakfabrik Linz auch ein Stück weit ihre ursprüngliche Funktion zurück. Als ein Ort, an dem sich die Vergangenheit in der Gegenwart fortsetzt und in einen Dialog mit der Zukunft tritt. Denn während die Tabakfabrik einst nach ihrer Privatisierung vom internationalen Tabakkonzern Japan Tobacco geschlossen wurde, könnte sie auf lange Sicht mit starken Rauchzeichen aus Österreich globalen Zigarettenmarken wieder die Stirn bieten.

Fotocredit: Tschickfabrik | Rudi Ferder

Fotocredit: Tschickfabrik | Rudi Ferder

 

RÜCKFRAGEN:

Tabakfabrik Linz
Nina Fuchs – nina.fuchs@tfl.linz.at – +43 664 / 88 68 38 77

 

Fotos in höherer Auflösung finden Sie auf der Homepage der Tabakfabrik Linz zum Download unter:
www.tabakfabrik-linz.at/presse/
Die Verwendung der Fotos wird im Zuge der Berichterstattung über die Tabakfabrik Linz unter Angabe der jeweiligen UrheberInnen honorarfrei gestattet.

beteiligte PionierInnen



Tschickmanufaktur

Die RL Tschickfabrik GmbH von Reinhard Leitner hat die österreichische Zigarette TSCHICK entwickelt. Diese stellt ein bewusstes Gegenkonzept zum Vormarsch globaler Marken dar.

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