Tabak, Textil und Innovation

Foto: Nina Wenhart

Stilgerecht situiert, im obersten Stock des Bau 1, füllt die Studienrichtung Fashion & Technology das ehemalige Zigarettenfabrikationsgebäude der Tabakfabrik Linz mit neuem Leben. Dank der jüngsten Flächenerweiterung stehen dem Studiengang nun insgesamt rund 2.000 Quadratmeter für den Lehrbetrieb zur Verfügung.

Pro Ebene besteht der Bau 1 aus einer elegant geschwungenen Säulenhalle, die sich in fast allen Etagen über die gesamte Gebäudelänge von rund 230 Metern erstreckt und wie gemacht ist für den Laufsteg. Der Industriechic und die nahtlosen Übergänge dieser atemberaubenden Architektur eröffnen ungeahnte Möglichkeiten für Fashion-Shows, Produktpräsentationen oder Fotoshootings.

Im Geist des Bauhaus-Vorreiters Peter Behrens, der als Erfinder des Corporate Designs in die Lehrbücher einging, wandeln die Studierenden in der Tabakfabrik Linz auf den Spuren der Designgeschichte. Doch auch im Textilbereich hat die Heimat von Fashion & Technology Geschichte geschrieben: Von 1672 bis 1850 befand sich am Standort der heutigen Tabakfabrik die Linzer Wollzeugfabrik.

Foto: Ines Thomsen Photography

Mit dem Bau 1, jenem Ort, an dem einst aus dem Fülltabak Zigaretten gefertigt wurden, hat Stararchitekt Peter Behrens einst ein international beachtetes Meisterwerk der Moderne geschaffen. Dieses Gebäude spielt auch in der gegenwärtigen wie zukünftigen Entwicklung des Areals eine besonders bedeutende Rolle. Bietet es doch aufgrund seiner außergewöhnlichen Spannweite die Möglichkeit, einzelne Fachbereiche und Initiativen im Sinne einer Produktionskette anzuordnen: Am Anfang stehen Kunst und Forschung als Impulsgeber für Innovationen, neuartige Produkte und Dienstleistungen, die von der Kreativwirtschaft aufgegriffen und zu Prototypen entwickelt werden. Prototypen, aus denen Handwerk und Industrie schließlich marktfähige Handelsgüter erzeugen. Eine derartige Gliederung nach den Prinzipien des Supply-Chain-Managements gewährleistet optimale Raum-, Vernetzungs- und Rahmenbedingungen für die gezielte Schaffung von Milieus, die voneinander profitieren und sich gegenseitig bereichern.

„Vor 345 Jahren befand sich am Standort der heutigen Tabakfabrik die österreichweit erste Textilfabrik des industriellen Zeitalters, die 1850 aufgrund einer Notstandsmaßnahme der Zigarettenproduktion weichen musste. Mit dem Masterstudium Fashion & Technology schließt sich damit auch ein Kreis der Geschichte. Heute steht Fashion & Technology für die Neuerfindung der Branche und die Schaffung der Arbeitsplätze der Zukunft. Zeitgenössische Mode und innovative Technologieansätze – etwa aus dem Forschungsfeld der Bionik – verschmelzen zu einem Studiengang, der europaweit einzigartig ist. Fashion & Technology ist damit auch ein Beispiel für die zukunftsorientierte Entwicklung der Kunstuniversität Linz“, sagt Bürgermeister Klaus Luger, Aufsichtsratsvorsitzender der Tabakfabrik Linz.

Foto: Nina Wenhart

„Fashion & Technology ist ein einzigartiger Studiengang, der einen Blick in die Zukunft der Arbeitswelt unter den globalen Vorzeichen der Digitalisierung wirft. So wie im Hochofen Eisen und Kohlenstoff zu Stahl verschmolzen werden, verschmelzen im digitalen Hochofen der Tabakfabrik Linz verschiedenste Disziplinen zu neuen beruflichen Milieus“, so Chris Müller, Direktor für Entwicklung, Gestaltung und künstlerische Agenden der Tabakfabrik Linz.

Das innovative BachelorStudium Fashion & Technology ist vor allem dank des hervorragenden Lehrkörpers, der Partnerschaften und nicht zuletzt der ambitionierten Studierenden ein großer Erfolg geworden. Darauf aufbauend wird das nachfolgende Masterstudium noch internationaler, forschungsorientierter und kooperationsintensiver gestaltet werden. Dadurch wird der europaweit einzigartige, zukunftsweisende Charakter dieses Studiums gestärkt“, sagt Univ.Prof. Dr. Reinhard Kannonier, Rektor der Kunstuniversität Linz.

Mit Oktober 2018 startet das Masterstudium Fashion & Technology und komplementiert damit das seit 2015 bestehende Bachelorstudium. Der große Erfolg von Fashion & Technology und das internationale Interesse mit Studierenden aus 15 Ländern verlangen nach einer Vertiefung durch ein Masterstudium bzw PhD. Fashion & Technology nützt Linz als Standort für Innovation und spannt mit seinen Kooperationspartnern wie der Ars Electronica, Lenzing, dem LCM (Linz Center of Mechatronics) oder dem Textilen Zentrum Haslach einen Bogen von Hitech bis hin zu traditionellen Techniken der Region“, erklärt Univ.Prof. Mag.art. Ute Ploier, Leitung der Abteilung Fashion & Technology der Kunstuniversität Linz.

Foto: Florian Voggeneder

„Die Welt der Mode durchläuft im Moment einen fundamentalen Wandel, vielleicht den größten ihrer Geschichte seit der Industrialisierung. Aufkommende neue Technologien verändern nicht nur die Mode selbst, sondern auch die Art und Weise, wie diese gestaltet und produziert wird. Die Region Linz ist bekannt für genau jene Technologien, welche in der Mode in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden: Mechatronik, Automatisierung, Digitalisierung, additive Produktionsverfahren oder Faserund Materialtechnologien. Der neue Masterstudiengang Fashion&Technology entwickelt mit den Studierenden neue zukunftsweisende Konzepte für die Mode und ist somit eine ausgezeichnete weitere Spezialisierung für den Standort Linz“, so Univ.Prof. Dr. Christiane Luible-Bär, Leitung der Abteilung Fashion & Technology der Kunstuniversität Linz.

FASHION & TECHNOLOGY

Das Studium Fashion & Technology ist ein siebensemestriges Bachelorstudium (210 ECTS) für zeitgenössisches Modedesign mit Schwerpunkt Innovation und Technologie.

Ab dem Wintersemester 2018/ 2019 ist ein Masterstudium vorgesehen.

Studierende arbeiten mit neuesten Entwicklungen aus dem Hightech-Bereich u.a.

Mechatronik, Bionik, Robotik, genauso wie mit traditionellen, handwerklichen Techniken. Intelligente Textilien und Wearables sowie soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit im Produktionsprozess sind wichtige Themen des Studienprogramms.

Foto: Nina Wenhart

Durch Kooperationen mit Forschungseinrichtungen wie dem Ars Electronica Futurelab oder dem Linz Center of Mechatronics und Partnern in der Industrie können Studierende den kompletten Prozess von der Faser bis zur Kollektion entdecken und selbständig weiterentwickeln.

Teilnahme an Shows, Wettbewerben und Reisen zu Messen und Produktionsfirmen gehören zum Inhalt des Studiums. Außerdem schaffen ein internationales Praktikum und Workshops mit ExpertInnen aus den Bereichen Modedesign, Fotografie, Styling und PR einen praxisorientierten Bezug zur Modebranche. Studienstandort ist die Tabakfabrik Linz.

Qualifikation:

Neben einer breit gefächerten, klassischen Ausbildung im Bereich Modedesign bietet das Studium nicht zuletzt durch seine Kooperationspartner/innen die Option, interdisziplinär in Feldern wie Textiltechnologie, Mechatronik/Wearables oder Medienkunst zu experimentieren und Überschneidungen für innovative Designprozesse zu nutzen.

Die im Laufe des Studiums erworbenen Kompetenzen ermöglichen den Absolventinnen und Absolventen den Berufseinstieg in Bereiche der Kreativwirtschaft u.a. als Mode- oder Produktdesigner/in, als Mitglied eines kreativen Netzwerkes oder Designteams, Modedesigner/in an der Schnittstelle zur Technik, 3D-Modedesigner/in, 3D-Strickdesigner/in, Designforschungsassistent/in, Stylist/in, Kostümbildner/in sowie in neu entstehende Berufsfelder zwischen Mode, Forschung und Technologie.

Foto: Tabakfabrik Linz

KUNSTUNIVERSITÄT LINZ

Die Kunstuniversität Linz ist eine zukunftsorientierte Ausbildungsstätte für rund 1.200 Studierende. Einzigartig macht sie die familiäre Atmosphäre und die persönliche Betreuung.
Die Kunstuniversität Linz nimmt mit ihren vielfältigen Studienangeboten und Profilschwerpunkten eine Sonderstellung im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus ein. Dabei gelingt den verschiedenen Studienrichtungen der Brückenschlag zwischen freier Kunst und angewandter Gestaltung, zwischen künstlerischer Kreation und wissenschaftlicher Forschung. So setzt die Kunstuniversität Linz als kreative Nahtstelle stets wichtige Impulse für Innovation und Wissenschaft.

Ausgehend von den standortbezogenen und internationalen Rahmenbedingungen entwickelte die Kunstuniversität Linz ihre ganz spezifische Positionierung. Lehre, Forschung und künstlerische Entwicklung gruppieren sich um drei Profilsäulen, die ein gesamtuniversitäres Netzwerk bilden. Diese drei Gravitationszentren sind: Intermedialität, Raumstrategien und künstlerisch-wissenschaftliche Forschung. Es gilt, professionell und medienkritisch auf die Herausforderungen der Zukunft zu reagieren und die Studien an die vorherrschenden Bedürfnisse anzupassen. Die Bündelung all dieser kreativen Potenziale auf höchstem Niveau stellt stets ein neu anzupeilendes Ziel dar.

www.ufg.at

TABAKFABRIK LINZ 

Dort, wo 75 Jahre lang Rauchwaren von der Rampe gekommen sind, befeuern heute brandaktuelle Themen und zündende Ideen die Produktivität. Die Belegschaft der Tabakfabrik Linz zählte kurz vor Schließung des Betriebs Ende 2009 284 Beschäftigte. Heute arbeiten dort insgesamt 717 Personen in 126 Organisationen – über doppelt so viele Menschen wie zur Zeit der Zigarettenproduktion. Und auch diese Zahl wird sich in den nächsten Jahren vervielfachen: 3.000 Personen könnten im Vollausbau auf dem Kreativareal im Zentrum von Linz tätig sein.

Damit wird die Tabakfabrik dem Paradigmenwechsel der digitalen Revolution gerecht – von der Industriegesellschaft zur Kreativ- und Netzwerkökonomie. Das denkmalgeschützte Industriejuwel von Bauhaus-Architekt Peter Behrens definiert sich heute als kollaborativer Konzern, wo möglichst unterschiedliche Firmen und Fachbereiche zusammenarbeiten sollen.

Im Geist der legendären Bauhausschule wird die Tabakfabrik Linz zum Schmelztiegel. Ein Schmelztiegel, der Handwerk, Kunst, Forschung und Technik als Einheit begreift, um klassische und kreative Industrien zu verbinden und so innovative Initialzündungen auszulösen.

Foto: Ines Thomsen Photography

beteiligte PionierInnen

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