Andreas Musil startet bei den am Samstag beginnenden Special Olympics in der Steiermark. Der begnadete Stockschütze, der über das Diakoniewerk Gallneukirchen in der Tabakfabrik beschäftigt ist, holte bereits 16 olympische Medaillen. Weiteres Edelmetall, am besten in Gold, wäre für ihn ein Traum: „Nur eine Blecherne brauch‘ i ned“, sagt der 45-Jährige.
Bei der Eröffnungsfeier der World Winter Games 2017 verwandelt sich das Planai-Stadion in Schladming am Samstag in eine visuelle Traumwelt, mit Tanzauftritten des Wiener Staatsopernballetts und der Dance Company „Ich bin O.K.“, die eine interaktive Geschichte im Zeichen der Inklusion erzählen. Dann folgt der feierliche Einzug aller 107 teilnehmenden Delegationen. Mit dabei: Andreas Musil, der seit zwei Jahren mit seinen Kollegen vom Diakoniewerk unentbehrliche Reinigungs- und Instandhaltungsarbeiten am Areal der Tabakfabrik durchführt. In Schladming freilich tauscht Musil seinen Arbeitsoverall gegen das rote Teamoutfit der Österreicher. „Die Eröffnungsfeier ist für mich ganz etwas Emotionales“, sagt der 45-Jährige. „Das olympische Feuer, die Musik, das Publikum. Das sind schon unvergessliche Momente.“
Dabei ist Andreas Musil Olympia-erfahren wie nur wenige Teilnehmer der diesjährigen World Winter Games. 16 Medaillen hat er seit seiner ersten Teilnahme im Jahr 1993 bereits erobert, neun davon in Gold. Beim Teambewerb der Stockschützen am Dienstag, 21. März, will sich „Andi“, wie ihn alle Kollegen in der Tabakfabrik nennen, zum zehnten Mal zum Olympiasieger krönen. Der Wettkampf findet in Vierer-Teams statt, geschossen wird auf einer Asphalt-Bahn im Grazer Messe Congress. „Mir ist Asphalt lieber als Natureis“, sagt Musil, der sich auf den Tag X akribisch vorbereitet hat. Einmal wöchentlich wird im Diakoniewerk in Gallneukirchen zwei Stunden lang trainiert. „Ich habe kein einziges Mal gefehlt, bin wirklich ein braver Trainierer.“
Gelernt hat Musil das Eisstockschießen von den „alten Fuchsen, den Senioren“. Und so ist ein hervorragender Schütze aus ihm geworden, der am liebsten mit der blauen Scheibe am Stock in den Wettkampf geht. „Die Blaue ist ja die schwerste, die ist aber leider bei Olympia nicht mehr erlaubt. Jetzt nehm‘ ich halt die Gelbe, die zweitschwerste, weil ein Schmalz hab‘ ich ja“, sagt Musil und schmunzelt. „Ich bin mehr der Ausputzer“. Heißt übersetzt aus dem Stockschützen-Latein, dass er meist als letzter seines Teams Maß nimmt und bei Bedarf die gegnerischen Stöcke buchstäblich aus dem Weg räumt. Genauso kann Musil aber auch ein Maß legen, also den Stock ganz gezielt möglichst nahe an der Daube platzieren. „Das Um und Auf ist, dass du dich gut konzentrierst.“
Bei allem sportlichen Ernst wird aber auch der Spaß bei den World Winter Games nicht zu kurz kommen. Am Montag ist Musil mit seinen Teamkollegen zu einem Empfang in der Grazer Oper eingeladen, bei der Schlussfeier am 24. März in der Merkur-Arena in Graz werden Superstars wie Helene Fischer und Andreas Gabalier auftreten. „Ich freue mich sehr auf meine Olympiawoche, aber ich freue mich auch wieder aufs Heimkommen“, sagt Musil. Am 30. März gibt es für die Athleten der Diakonie einen Empfang in Gallneukirchen – und auch bei seiner Rückkehr in die Tabakfabrik wird „Andi“ gebührend gefeiert werden. Vorher aber heißt es ganz, ganz fest die Daumen drücken!