Er sieht aus wie ein begehrter italienischer Luxussportwagen, ist in Wirklichkeit aber ein Muskelauto. Unter der Karosserie des Fahrradi Farfalla FFX befindet sich kein röhrender Ferrari-Motor. Stattdessen bestimmt die Sportlichkeit des Fahrers die Beschleunigungskurve. Ab sofort wird die legendäre Auto-Fahrrad-Kreuzung des Linzer Künstlers Hannes Langeder in der Tabakfabrik zu bewundern sein. Und mehr noch – in der Tabakfabrik hebt der Fahrradi Farfalla FFX sogar vom Boden ab und schwebt im Luftraum über dem neuen Eingang zum Bau 1 der Tabakfabrik. Wie sein Name Farfalla schon nahelegt, bewegt sich der Fahrradi mit der schwerelosen Eleganz eines Schmetterlings.
Ermöglicht wird das Abheben durch einen eingebauten „Schmetterlingsmechanismus“, „welcher die Flügeltüren über ein von der Hinterachse ausgehendes Umlenkgetriebe während der Fahrt in Bewegung bringt, sehr ähnlich dem Flügelschlag eines Schmetterlings (ital. Farfalla). Damit ist jederzeit ein leichtes Abheben vom Boden gewährleistet“, entnimmt man dem Beschreibungstext zum Fahrradi Farfalla FFX. Für den Künstler Hannes Langeder ist das also nichts Neues: „Ich bin es schon gewohnt, ich fahre ja oft und hebe immer wieder vom Boden ab. Der Unterschied ist, dass der Fahrradi nun im Stand abhebt, nicht nur während der Fahrt. Antigravitation nennt sich das Prinzip.“
Wenn Hannes Langeder eine Spritztour mit seinem Fahradi Farfalla FFX unternimmt, trägt er einen hellen Anzug, Krawatte und an jedem Handgelenk eine goldene Rolex – für den Uhrenvergleich. Schließlich handelt es sich bei seinem Statussymbol auf vier Rädern um nichts Geringeres als das langsamste Luxusauto der Welt.
„Es geht darum, ein weiteres Superlativ zu setzen. Schneller sein will jeder, das ist fad. Und Lichtgeschwindigkeit erreicht ohnehin niemand, bei 400 km/h stehen wir an. Wenn ich hingegen meine 5 km/h im Schnitt fahre, kann ich in diesem Moment mit dem ganzen Bewusstsein dabei sein. Laut verschiedenen philosophischen Ansichten ist ja der Weg das Ziel“, so Langeder.
Um das Modell noch weiter zu entschleunigen, wurde die Getriebeübersetzung vergrößert, wodurch der Fahrradi eine „ernstzunehmende Konkurrenz für Fußgänger“ darstellt.
Gebaut wurde das 1/3-PS-starke Gefährt auch in der Tabakfabrik – und so schließt sich der Kreis für Hannes Langeder: „Ich finde es super, dass ich dieses Vehikel in der damals noch vollständig leer stehenden Tabakfabrik bauen durfte, vielen Dank an die Verantwortlichen. Schön, dass es auch jetzt neben der wirtschaftlichen Bespielung noch die Möglichkeit einer Präsentation des künstlerischen Werks geben kann. Die Farbe Rot des Fahrzeugs wurde dabei sicher von der damaligen Werkstatt-Umgebung im ehemaligen Feuerwehrdepot beeinflusst, manchmal kam mir beim Bau der Gedanke, dass es auch ganz gut ein sexy Feuerwehrauto sein könnte. Die Präsentation in der Tabakfabrik unterscheidet sich von vorangegangen Ausstellungen insofern, als dass das Auto nun von der Unterseite (das Auto hat keine Bodenplatte wie sonst üblich) sehr gut einsehbar wird, und somit auch der volle Einblick in die Antigravitationstechnik und Ultraleichtbauweise gegeben ist – progressive Parameter und Fahrzeugeigenschaften, welche die herkömmliche Autoindustrie erst in den nächsten Jahren und Jahrzehnten annähernd erreichen können werden.“
Das schmetterlingshafte Tretauto spielt auf den Ferrari Enzo an und soll gleichzeitig eine Vision des künftigen Top-Modells der berühmten Marke aus Maranello sein. Damit geht Hannes Langeder einen Schritt weiter als bei seiner ersten Rennautokreation, dem Ferdinand GT3, die ebenfalls im Foyer der Tabakfabrik ausgestellt ist. War der Ferdinand GT3 noch eine originalgetreue Nachbildung des Porsche 911 GT3 RS, ist die Karosserie des Fahradi Farfalla FFX keine Kopie, „sondern das Ergebnis von Recherchen, Designideen und einer gehörigen Portion Hellseherei“, sagt Hannes Langeder.
Doch bereits der mit Goldfolie überzogene Pedal-Porsche Ferdinand sorgte international für Furore und eroberte nicht nur die Herzen eines Millionenpublikums, sondern auch das amerikanische Bildungssystem: „Was ich nett gefunden habe, ist, dass in New York ein Schulbuch entstand, in dem beim Thema „slow“ der Ferdinand abgebildet wurde. Also die Kinder in New York lernen durch Ferdinand, dass es auch so langsame Autos gibt. Und deshalb ist es immer noch ein Traum von mir, mit dem Ferdinand über den Broadway zu glühen.“
Bevor sich Hannes Langedes Traum erfüllt, sorgen seine Kraftfahrzeuge mit Kultstatus nun in der Tabakfabrik Linz für Aufsehen. Bis zum Umbau des Erdgeschosses kreisen die beiden Gefährte im Foyer des Bau 1 der Tabakfabrik Linz nun augenzwinkernd um die Frage nach dem Wert von Statussymbolen und angemessener Geschwindigkeit.