Wir gedenken heute dem Linzer Widerstandskämpfer und ehemaligen Tabakfabrikarbeiter Sepp Teufl. Er wurde heute oder morgen vor 70 Jahren, am 28.04. oder 29.04.1945, gemeinsam mit 41 weiteren politischen Häftlingen im KZ Mauthausen von den Nazis ermordet. Der Befehl dafür stammte vom damaligen Gauleiter August Eigruber, dem politischen Äquivalent des heutigen Landeshauptmanns. Eigruber begründete seine Weisung der Ermordung der AntifaschistInnen kurz vor der am 5. Mai 1945 erfolgten Befreiung des KZ Mauthausen mit der Argumentation zynisch so: „Damit die Alliierten in den Alpengauen keine aufbauwilligen Kräfte vorfinden.“ Neben Revolutionären Sozialisten, Katholiken, ehemaligen Anhänger der großdeutschen Bewegung und Angehörigen des Heimatschutzes waren der Großteil dieser Widerstandsorganisation Kommunisten. Nur ein einziger, der Welser Richard Dietl, konnte dem Massaker entkommen und legte später auf Initiative der US-Amerikaner darüber Zeugnis in einer der ersten Ausgaben der Oberösterreichischen Nachrichten ab. Diese ist in einer kürzlich erschienen Publikation zu finden.
Eine kurze Biografie Sepp Teufls findet sich auf der Website des Zeitgeschichteprojekts insitu. Hier wird auch die tragische Verflechtung seines eigenen Lebens mit dem seines Mörders sichtbar:
Josef Teufl wurde 1904 in Wien geboren und erlernte den Schlosserberuf in der Lokomotivfabrik Krauss in Linz. In den 1920er Jahren wurde er Mitglied der KPÖ und nach deren Verbot 1933 illegaler Landesobmann von Oberösterreich. Nach den Kämpfen im Februar 1934, an denen sich Teufl beteiligte, wurde er verhaftet und teilte die Zelle mit dem Nationalsozialisten August Eigruber.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs baute Teufl ausgehend von der Linzer Tabakfabrik eine weitverzweigte kommunistische Widerstandsgruppe auf. Er agierte im Hintergrund, da ihm bewusst war, dass die Gestapo Kenntnis von seiner politischen Einstellung hatte. Eigruber, nunmehr Gauleiter von Oberdonau, versuchte 1943, Teufl zu überreden, eine Parteifunktion in der NSDAP zu übernehmen, was dieser jedoch ablehnte.
Am 9. September 1944 wurde Josef Teufl verhaftet und ins KZ Mauthausen gebracht. In einem Ende März aus dem KZ herausgeschmuggelten Brief erhofft Teufl für den 1. Mai das Ende der Nazi-Herrschaft. Ende April gibt Eigruber die Anweisung, führende Antifaschisten zu liquidieren. Teufl und 41 weitere oberösterreichische Antifaschisten werden im Zuge der letzten Vergasung im KZ Mauthausen am 28. oder 29. April hingerichtet.
Nach der Befreiung wurde eine Linzer Straße am Bindermichl nach Josef Teufl benannt. Weiters wurde 2002 bei der Tabakfabrik Linz eine Gedenktafel für Sepp Teufl und vier weitere Opfern unter den ehemaligen Tabakfabrikarbeitern angebracht. Wir sollten dieses Gedenken heute zum Anlass nehmen, gerade angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen, daran zu denken, dass wir alle gefordert sind dafür zu sorgen, dass sich solche Ereignisse nicht mehr wiederholen. Eine offene und demokratische Gesellschaft ist kein Selbstverständnis und braucht unser aller Engagement und Bekenntnis.
DIe Tabakfabrik Linz gedenkt Sepp Teufl und den vielen anderen, von den NationalsozialistInnen ermordeten ArbeiterInnen der ehemaligen Austria Tabakwerke.