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Einleitung
Die innere Verwandlung der Tabakfabrik Linz bedingt auch äußere Transformation. Anstelle von Zigaretten entfachen heute zündende Ideen und brandaktuelle Themen die Produktivität an diesem Hotspot der kreativen Industrien. Die Animation zeigt Einreichungen des 2011 durchgeführten, internationalen Europan-Ideenwettbewerbs zur Tabakfabrik Linz und integriert standortspezifische Erfahrungen und Bedürfnisse. Bieten die nicht denkmalgeschützten Teilbereiche der Tabakfabrik Linz doch nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für bauliche Neugestaltung.
Die Ergebnisse einer umfassenden wissenschaftlichen Studie zur Nachnutzung des Industrieareals von der Johannes Kepler Universität Linz unter der Leitung von Prof. Robert Bauer, die Planungen der ehemaligen Austria Tabakwerke, die Empfehlungen des internationalen Europan Architekturwettbwerbs zur Revitalisierung der Tabakfabrik, die Erfahrungen anderer Kreativquartiere oder interdisziplinärer Forschungsprojekte, aktuelle gesellschaftliche Trends – wie Co-Working oder Community Production – und mögliche Zukunftsszenarien wurden während der Zwischennutzungsphase in der Praxis intensiv erprobt und überprüft. Aus all diesen Erkenntnissen der letzten Jahre entstand ein bereits in Umsetzung befindliches Gesamtkonzept für die Neugestaltung des Areals.
Von der Magnetwirkung der Tabakfabrik Linz zeugt auch die Liste der Ansiedelungsanfragen, die momentan 381 Interessierte umfasst, von etablierten Unternehmen bis zu kreativen Startups und EPUs, die insgesamt eine Fläche von rund 91.500 m² benötigen.
Schon jetzt arbeiten insgesamt 360 Personen in der Tabakfabrik und damit mehr Menschen als vor ihrer Schließung im Jahr 2009.
Als Hybrid aus eigenem Stadtteil, Lernort und Produktionsstätte wird die Tabakfabrik im Vollausbau nicht nur über 1.000 Menschen einen Arbeitsplatz bieten, sondern ist auch ein zentraler Ankerplatz zwischen Innenstadt und Hafenviertel, der Linz näher an die Donau rückt und maßgeblich aufwertet.
Die Anbindung an die neue Straßenbahnlinie 4, die Errichtung einer Tiefgarage und die Schaffung attraktiver, öffentlicher und freier Zugänge bilden das Fundament für eine erfolgreiche Revitalisierung des Areals.
Die alte Dames – Der Bau 2 der Tabakfabrik
Grösse: 5.500 m² BGF
Bauetappe 1
Nutzungskonzept
Ende 2013 war es soweit. Das erste vollständig revitalisierte Teilgebäude der Tabakfabrik Linz füllte sich mit neuem Leben. Die Rede ist vom direkt an der Unteren Donaulände gelegenen Bau 2, an dessen Fassade ein weithin sichtbarer Schriftzug prangt, der in Linz jedem Kind geläufig ist: „Dames“.
Die Neugestaltung des Bau 2 erfährt als Best Practice Beispiel internationale Beachtung und setzt laut Bundesdenkmalamt neue Maßstäbe. Wegen der exponierten Lage an einer Hauptverkehrsader von Linz und aufgrund des schlechten Zustands der denkmalgeschützten Fassade, die aktuellen Anforderungen in keinster Weise gerecht werden konnte, wurde in den Hallen des Bau 2 eine Box-in-Box-Konstruktion geschaffen: „In jedem Geschoss wurde eine „box“ aus Glas installiert, in der die neuen Nutzungen, klimatisch vom Gebäude entkoppelt, untergebracht werden konnten. Die gelungene Umnutzung dieses ersten Baukörpers […] macht das laufende Projekt aus der Sicht der Denkmalpflege zu einem Modellfall im Umgang mit stillgelegten Industrieanlagen.“ (Ulrike Knall-Brskovsky, Die Linzer Tabakfabrik, „wiederhergestellt“)
Der seit seiner Sanierung vollständig vermietete Bau 2 bietet rund 200 Personen eine einzigartige Arbeitsatmosphäre. Die dort angesiedelten Unternehmen und Einrichtungen repräsentieren auf exemplarische Weise die Teilmärkte der klassischen Kreativwirtschaft. Sie tragen der fundamentalen Veränderung unserer Arbeitswelt Rechnung, indem sie aktuelle Trends – wie etwa Co-Working, Community Production und Ressourcenteilung – in die Alltagspraxis überführen. Seit Ende der 80er Jahre entwickelt sich der Kreativsektor zur vielverspechendsten Wachstumsbranche der Weltwirtschaft. Und eine aktuelle Clusteranalyse des Wiener Forschungsinstituts FAS.research weist die Tabakfabrik Linz als zentralen Knotenpunkt der heimischen Kreativwirtschaft aus. „Oberösterreich stellt nach Wien den zweitwichtigsten Standort der österreichischen Kreativwirtschaft dar. Vor allem ihre Vernetzung hat sich in den letzten Jahren sehr verbessert.“ (Christian Gulas, FAS.research)
Die große Halle im Erdgeschoss des Bau 2 der Tabakfabrik Linz etwa teilen sich der Concept-Store Salon Hochstetter, der Fotograf Robert Gortana und das Catering-Unternehmen Küchenwerk. Gerade diese Kombination vermeintlich verschiedener Branchen wird im von Ich-AGs bestimmten Berufsalltag als große Bereicherung empfunden. Ein Beispiel: Werden im Salon Hochstetter die neuesten Designprodukte präsentiert, setzt Robert Gortana diese medial in Szene, während das Küchenwerk für das leibliche Wohl der Gäste sorgt.
Ein Inkubator für innovative Start-ups ist der sogenannte Coworking Loft Axis im Bau 2 der Tabakfabrik Linz. Dort nahm die Erfolgsgeschichte von Holis, Oberösterreichs erstem verpackungsfreien Supermarkt, ihren Anfang. Die GründerInnen von Holis mieteten im Coworking Loft Axis einige Schreibtische, um an der Verwirklichung ihrer Idee zu arbeiten. Im September 2015, nach einer intensiven Planungsphase und mehreren Förderpreisen, eröffnete der erste Holis Market unweit der Linzer Landstraße. Doch das Team von Holis behält die Arbeitsplätze in der Tabakfabrik Linz, lässt sich auch weiterhin von der kreativen Atmosphäre beflügeln – für die Planung von Holis-Märkten in ganz Österreich und eventuell sogar in Deutschland.
Eine ähnliche Erfolgsgeschichte hat auch Andreas Lohner in der Tabakfabrik geschrieben. 43 Jahre nach dem Verkauf der legendären Lohner-Werke begann er die traditionsreiche Marke seiner Familie völlig neu aufzubauen – und setzte dabei auf E-Mobilität. In der Tabakfabrik Linz tüftelte Andreas Lohner mit einer Handvoll MitarbeiterInnen an einem Prototypen, der das Kult-Design der Lohner-Roller aus dem 1950er Jahren und innovative, umweltfreundliche Mobilitätskonzepte vereint. Aus dem Prototypen entstand die erste Serie. Und heute, nur ein Jahr nach der ersten Präsentation des marktreifen Produkts in der Tabakfabrik, läuft Andreas Lohners Geschäft so gut, dass er in eine große Halle in Hörsching übersiedeln musste, weil er für die Massenproduktion eine Gewerbefläche mit Industriewidmung benötigt.
Und die ebenfalls im Bau 2 angesiedelte Digitalagentur Netural entwickelte in der Tabakfabrik mit Roomle ein digitales Einrichtungstool, mit dem man passende Möbel für Wohnräume und Büros online auswählen, aufeinander abstimmen, einpassen und kaufen kann. Aufgrund des großen Erfolgs von Roomle gründete Netural für die Weiterentwicklung dieser Plattform in der Tabakfabrik nun eine eigene gleichnamige Tochterfirma.
Als erster vollständig sanierter und besiedelter Teil der Tabakfabrik Linz zeigt der Bau 2 eines sehr deutlich: Die Förderung von Kreativwirtschaft ist ein ertragreiches Unterfangen. Als Multiplikator für Wertschöpfung, Wachstum und Beschäftigung leisten die kreativen Industrien einen entscheidenden Beitrag zur Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze, zur Steigerung der Attraktivität von Städten und Regionen als Wirtschaftsstandort und zur Stärkung regionaler Innovationskraft. Im Idealfall definiert sich der Kreativsektor stets als Querschnittsbranche und verknüpft traditionelle Wirtschaftsbereiche mit neuen Technologien und modernen Informationsformen. Die Weichen dafür hat Linz mit der Neuausrichtung der Tabakfabrik längst gestellt: „Der oberösterreichischen Kreativwirtschaft ist etwas sehr Wichtiges gelungen – nämlich einen Brückenschlag zur klassischen Industrie und traditionellen Unternehmen herzustellen.“ (Christian Gulas, FAS.research)
Zum Ersten – Die Neugestaltung des Bau 1
Grösse: Rund 33.000 m² BGF
Bauetappe 2
Nutzungskonzept
Der Bau 1, jener Ort, an dem einst aus dem Fülltabak Zigaretten gefertigt wurden, ist der signifikanteste Gebäudeteil und das Glanzstück der Tabakfabrik Linz, das derzeit mit Hochdruck auf modernen Stand gebracht wird. Die für eine Vermietung und Verwertung der Flächen unumgängliche Generalsanierung und Anpassung an aktuelle bautechnische Sicherheitsstandards schreitet zügig voran. Erste Visualisierungen und ein konkreter Zeitplan geben Einblick in die Neugestaltung des Bau 1. Mit seinen spektakulären, 230 m langen Säulenhallen und einer Gesamtfläche von 30.000 m² wird das Architekturjuwel im Vollausbau einmal bis zu 700 Personen einen atemberaubenden Arbeitsplatz bieten. Etwa dem Unternehmen Haratech, das seine Firmenzentrale in die Tabakfabrik Linz übersiedelt und eine ca. 1.000 m² große 3D-Druckwelt inklusive Open Lab errichten wird, um Experimente zu wagen und den Umgang mit neuen Technologien zu erproben.
„Unsere langjährige Erfahrung mit dem Baubestand und akribische Analysen erlauben uns, die stimmungsvollen Hallen des Bau 1 mit wenigen aber gezielten Eingriffen nutzbar zu machen. Gleichzeitig bleibt der Industriechic des denkmalgeschützten Architekturjuwels erhalten. So ist es möglich, sowohl eine unvergleichliche Arbeitsatmosphäre als auch konkurrenzfähige Mieten zu bieten. Diese einzigartige Kombination erhöht nicht nur die Anziehungskraft der Tabakfabrik Linz, sondern garantiert auch Renditen, die zu einer raschen Amortisierung der städtischen Investition führen“, sagt Markus Eidenberger, kaufmännischer Direktor der Tabakfabrik Linz.
Dort, wo 75 Jahre lang Rauchwaren die Rampe verließen, befeuern heute brandaktuelle Themen und zündende Ideen die Produktivität, bestimmt der kreative Funkenflug von über 70 Start-up Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Kulturinitiativen und Medienagenturen den Arbeitsalltag. Das rund 80.000 m² große denkmalgeschützte Industriejuwel von Stararchitekt Peter Behrens verwandelt sich sukzessive in eine Smart Factory für kreative Industrien. Binnen weniger Jahre hat sich die Tabakfabrik Linz zu einem Vorzeigeprojekt entwickelt, das europaweit als Erfolgsbeispiel gehandelt wird. Davon zeugen Einladungen zu internationalen Stadtentwicklungskongressen, wissenschaftliche Studien und nicht zuletzt die Aufnahme in den Kreis des UNESCO Creative Cities Network. Die rasch voranschreitende Adaptierung und Verwertung des Areals ist auch eine Investition in die Zukunft des Wirtschaftsstandortes. Mit der Neugestaltung der Tabakfabrik leistet die Stadt Linz einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Wachstumsbranche Kreativwirtschaft als Schlüsselfaktor für die ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung der Region. Ein Relikt des industriellen Zeitalters wird so zum Sinnbild für die Innovationskraft kreativer Industrien: Neue Konzepte für die Arbeitswelt von morgen, soziale Verantwortung und eine spartenübergreifende Ausbildungskultur, die den Pioniergeist junger Menschen entfacht, bilden das Fundament der Tabakfabrik.
Der Bau 1, das ehemalige Zigarettenfabrikationsgebäude der Tabakfabrik Linz, wird aufgrund seiner spektakulären Krümmung im Volksmund auch „Bananen-Bau“ genannt und hat Architekturgeschichte geschrieben. Als erster großer Stahlskelettbau Österreichs im Stil der Neuen Sachlichkeit und als Meisterwerk der internationalen Moderne zieht er zeit seines Bestehens Generationen von Architekturstudierenden in seinen Bann.
Auf sieben Geschossen (inklusive Keller) bietet der Bau 1 der Tabakfabrik Linz insgesamt rund 30.000 Quadratmeter Gesamtfläche. Allein die linzerblau gestrichenen Fensterbänder, zentrales Charakteristikum der Fassade, ergäben aneinandergereiht eine Strecke von rund 5,2 km. Pro Ebene besteht der Bau 1 aus einer elegant geschwungenen Säulenhalle, die sich in fast allen Etagen über die gesamte Gebäudelänge von rund 230 m erstreckt und den Blick auf einen atemberaubenden Horizont eröffnet.
Doch der Bau 1 ist nicht nur aus architektonischer und historischer Sicht das Glanzstück der Tabakfabrik. Er spielt auch in der gegenwärtigen wie zukünftigen Entwicklung des Areals eine besonders bedeutende Rolle. Bietet dieses Gebäude doch aufgrund seiner außergewöhnlichen Spannweite die Möglichkeit, einzelne Fachbereiche und Initiativen im Sinne einer Produktionskette anzuordnen.
„Mit seinen rund 230 m langen Säulenhallen verfügt der Bau 1 über ideale Voraussetzungen für die systematische Anordnung kreativwirtschaftlicher Unternehmen im Sinne einer Produktionskette, von der Idee über die Umsetzung bis zur Vermarktung. Dieser international einmaligen, prototypischen Konzeption, die bereits viel Aufmerksamkeit erfahren hat, liegt eine genaue Analyse der Bedürfnisse kreativer Industrien zugrunde. Ziel ist die Schaffung von Milieus, die sich gegenseitig bereichern und die Erprobung neuer Arbeitswelten, die eine Symbiose aus Individualismus und Kollektivismus bilden. Die Tabakfabrik Linz bietet Ein-Personen-Unternehmen und Mikrobetrieben aus der Kreativbranche also nicht nur ein eigenes Büro, sondern ein ganzes Universum an beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten. Ohne Einschränkung ihrer Eigenständigkeit und Freiheit kommen dadurch auch EinzelunternehmerInnen in den Genuss der Vorzüge einer übergeordneten Betriebsstruktur, die zum Beispiel Kantine, Nahversorgung, Fachgeschäfte, Gemeinschaftsgärten, Besprechungsräume, Co-Working-Spaces und Hightech-Werkstätten umfasst“, sagt Chris Müller, Direktor für Entwicklung, Gestaltung und künstlerische Agenden der Tabakfabrik Linz.
Die geplante kreative Produktionskette wird mit Hilfe der Symbolfigur „Mechafly“ illustriert: Der mechanische Falter versinnbildlicht den Transformationsprozess einer Idee, von der Forschung über die Entwicklung hin zu Produktion, Präsentation und Verkauf. Gleichzeitig dient das Insekt als Metapher für die Metamorphose der Tabakfabrik Linz: Aufschwung durch Wandel.
Nach den Prinzipien dieser Supply Chain fungieren Kunst und Forschung als Impulsgeber für Innovationen, neuartige Produkte oder Dienstleistungen, die von der Kreativwirtschaft aufgegriffen und zu konkreten Entwürfen weiterentwickelt werden. Entwürfe, aus denen Handwerk und Industrie schließlich Prototypen für marktfähige Handelsgüter erzeugen.
Diese Gliederung steht im Einklang mit den ursprünglichen logistischen Gesetzmäßigkeiten des Industrieareals und bildet das Fundament für die Neugestaltung des Bau 1. So garantiert die Tabakfabrik Linz im Sinne eines kollaborativen Konzerns optimale Raum-, Vernetzungs- und Rahmenbedingungen – für die gezielte Förderung spartenübergreifender Zusammenarbeit.
Auch aus architektonischer Sicht erfolgt die Strukturierung des Bau 1 nach der Logik der Produktionskette: Zwischen Stiegenhaus A und B befinden sich Kunst, Forschung und Bildung, zwischen Stiegenhaus B und C Design und Kreativwirtschaft, sowie zwischen Stiegenhaus C und D Neoindustrie, Gewerbe und Handwerk.
Durch Schwerpunktbildungen in den einzelnen Stockwerken des Bau 1 wird die Funktionsweise der Produktionskette auch horizontal, entlang der einzelnen Fertigungsschritte konkreter Ideen und Erzeugnisse, sichtbar gemacht. Ein Beispiel: Im fünften Stock des Bau 1 der Tabakfabrik wird der Fokus auf Modedesign liegen. Die Produktionskette verläuft durch die gesamte, 230 m lange Säulenhalle und bietet nahtlose Übergänge: Von den Räumlichkeiten des neuen Studiengangs „Fashion & Technology“ der Kunstuniversität Linz über Co-Working-Spaces für selbständige ModeschöpferInnen bis zu Gemeinschaftswerkstätten für Textildruck, Materialforschung oder Wearable Technology.
Contentik – Knowledge Unit – Kunst, Forschung und Wissenschaft
(Stiegenhaus A-B, Bau 1)
Als Triebfeder für Innovationen bildet die Knowledge Unit „Contentik“ zwischen Stiege A und B den Anfang der Produktionskette und wird auch aufgrund ihres öffentlichen Charakters und der damit einhergehenden höheren Fluktuation von Studierenden, ForscherInnen und BesucherInnen in jenem Teil des Bau 1 angesiedelt, der besonders leicht zugänglich ist. Dieser Sektor wird z.B. das Studium „Fashion & Technology“ der Kunstuniversität Linz, das Valie Export Center und Gerhard Haderers „Schule des Ungehorsams“ beherbergen.
Creatik – Design Unit – Design und Kreativwirtschaft
(Stiegenhaus B-C, Bau 1)
Als Schnittstelle zwischen dem Bildungs- und Handwerksbereich bietet die Design Unit „Creatik“ Gemeinschaftsateliers, mobile Studios, Büros oder Co-Working-Spaces für Start-ups, EPUs oder Agenturen und damit Raum für kreative Kollaborationen. Je nach Geschoss wird der Fokus auf einem bestimmten Teilmarkt der Kreativwirtschaft liegen, z.B. Modedesign oder Architektur.
In der Säulenhalle zwischen Stiege B und C sollen sich unterschiedliche Orte des Arbeitens in einer gewissen Rhythmik abwechseln: Auf Zonen mit festen, klassischen Arbeitsplätzen folgen Bereiche mit flexiblen, geteilten Büro- oder Atelierflächen. Zwischen den Einheiten können – je nach den Ansprüchen und Bedürfnissen der zukünftigen MieterInnen – Gemeinschaftsräume für spartenübergreifende Projekte oder mobile, abgeschirmte Projektbüros für die konzentrierte Einzelarbeit zur Verfügung stehen.
Protopik – Maker Unit – Neoindustrie, Gewerbe und Handwerk
(Stiegenhaus C-D, Bau 1)
Die Maker Unit „Protopik“ zwischen Stiege C und D dient als neoindustrielle Produktionsstätte, als Labor für die Planung und Konstruktion von Prototypen und Unikaten, als digitale Werkstatt und Experimentierfeld: Mit dem Ziel, Einzelstücke, Kleinserien oder Modelle herzustellen, ein motivierendes Umfeld zur kreativen Nutzung neuer Technologien zu schaffen und innovative Ideen in der Praxis zu erproben.
Einen zentralen Angelpunkt bildet in diesem Zusammenhang die Errichtung eines Fab Labs, einer offenen High-Tech-Werkstatt, in der mit Hilfe von Lasercutter, 3D Drucker, CNC-Fräse oder Vinylplotter per Mausklick aus einer Idee ein fertiges Produkt entsteht.
Das Hauptaugenmerk des Bereichs „Protopik“ richtet sich auf Gemeinschaftsproduktion und Ressourcenteilung. Deshalb sollen dort auch die Büros bzw. Werkstätten der Initiativen „Open Commons Region Linz“ und „Creative Region Linz & Upper Austria“ untergebracht werden, um kreativen ProduzentInnen bestmögliche Betreuung und Beratung zu garantieren.
Zeitplan der Sanierung und Adaptierung des Bau 1 der Tabakfabrik Linz
- November 2015: Umsetzungsbeginn der geplanten Bauvorhaben
- Ende des Jahres 2015: Abschluss eines Großteils der Infrastrukturmaßnahmen
- Ab Herbst 2016: Einzug der MieterInnen im Bau 1, etappenweise Besiedelung
Mietpreise Bau 1
Unterschiedliche Ausbaustufen – vom Edelrohbau bis zur hochwertig ausgestatteten Bürofläche – erfüllen die verschiedenen Anforderungen der Interessenten. Die Auswahl der Ansiedelungsanfragen orientiert sich an den drei zentralen Bereichen Contentik (Knowledge Unit), Creatik (Design Unit) und Protopik (Maker Unit). Der jeweilige Ausstattungsstandard ist ausschlaggebend für den Mietpreis, der in der einfachsten Ausbaustufe bei ca. 6 € pro m² liegt.
Gestaltungskonzept Bau 1
Alle bisher eingebrachten und/oder noch einzubringenden Gestaltungs- und Designvorschläge werden gesammelt und – im Sinne einer Kreativbörse, an der nach bestimmten Regeln innovative Ideen gehandelt werden – allfälligen Mietinteressenten als Basis für deren Mietobjektausgestaltung zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus soll es potentiellen MieterInnen auch möglich sein, eigene Gestaltungs- und Designansätze einzubringen. Ziel ist es, in Form eines Wabensystems spannende Mischformen unterschiedlichster Lösungen zu erhalten und gleichzeitig möglichst vielen jungen ArchitektInnen und DesignerInnen die Möglichkeit zu geben, ihre eigene künstlerische Handschrift in das Gesamtprojekt einzubringen.
Im Westen nur Neues – Der NeuBau 3
Grösse: Rund 7.000 m² BGF (bestehender Bau 3)
Bauetappe 2
Nutzungskonzept
Seit 1981 steht die von Stararchitekt Peter Behrens in den 1930er Jahren entworfene Tabakfabrik Linz inklusive ihrer Inneneinrichtung unter Denkmalschutz. Sämtliche später entstandenen Zubauten, wie etwa die so genannten Zwischenmagazine und der Anfang der 1980er Jahre unter großem Zeitdruck errichtete Westtrakt an der Gruberstraße, der einst die Verwaltung, das Hochregallager, die Endverpackungshalle und die Verkaufsräume des Tabakwaren-Großhandelsunternehmens Tobaccoland Österreich beherbergte, sind allerdings nicht denkmalgeschützt. Denn obwohl versucht wurde, das Design der jüngeren Gebäudeteile auf den historischen Baubestand abzustimmen, markiert deren Beton-Fertigteilarchitektur eine auffällige Qualitäts-Zäsur.
Im Vergleich zum historischen Bestand aus den 1930er Jahren befindet sich der Bau 3 genannte Zubau im Westen seiner jungen Jahre zum Trotz in schlechter Verfassung, die Instandhaltung gestaltet sich dementsprechend kostenintensiv. Das schadhafte Dach etwa löst regelmäßig Wasserschäden aus und macht die Hallen für große Wanderausstellungen mit wertvollen Exponaten denkbar untauglich. Ohne große Investitionen in seine Sanierung wäre eine Nutzung des Westtrakts in naher Zukunft daher nicht mehr möglich.
Die geringe Güte und der schlechte Zustand der Bausubstanz dieser westlichen Gebäudezeile stehen in eindeutigem Gegensatz zum großen Wert des Baugrunds angesichts seiner prominenten Lage im räumlichen Gesamtgefüge als Kopfgebäude der Tabakfabrik. Aus dem Grund sollte dieser undurchlässige Gebäuderiegel, der das Areal der Tabakfabrik an der belebtesten Stelle völlig von seiner Umgebung isoliert und den atemberaubenden Blick auf das dahinterliegende denkmalgeschützte Architekturjuwel verstellt, durch einen Neubau ersetzt werden. Grundlegende Prämissen des Revitalisierungskonzepts, Erkenntnisse aus der Zwischennutzungsphase, Empfehlungen von ArchitektInnen und Urbanistik-ForscherInnen sowie die Ergebnisse des internationalen Europan-Architekturwettbewerbs zur Tabakfabrik Linz sprechen einhellig für die Schaffung einer neuen Landmark im Westen.
26 der 30 veröffentlichten Europan-Einreichungen – darunter alle drei Siegerprojekte – haben ihrer grundverschiedenen Gestaltungsansätzen zum Trotz doch eines gemeinsam: Sie ersetzen den bestehenden Bau 3 der Tabakfabrik aus inhaltlichen wie ökonomischen Gründen durch ein neues, zeitgenössisches Gebäude, das am sichtbarsten und damit wertvollsten Platz des Areals einerseits den Verkehrslärm abschirmt und andererseits den Haupteingang der Tabakfabrik markiert.
EUROPAN-Siegerprojekt „Urban Monolith“
In dieser Einreichung wird der bestehende Bau 3 der Tabakfabrik durch einen Monolithen ersetzt.
Ein kompakter Einzelblock, der das Areal an der Westgrenze – gekennzeichnet durch Bestandsgebäude von geringer Qualität – komplettiert und vom Verkehrslärm der unmittelbaren Umgebung abschirmt. Gleichzeitig sorgt der Monolith für kontrollierte Durchlässigkeit, nicht nur physisch, sondern auch visuell, indem er Einblicke in das Innere des Areals ermöglicht.
EUROPAN-Siegerprojekt „Linzertus“
In dieser Einreichung wird der bestehende Bau 3 der Tabakfabrik durch ein Hochhaus ersetzt.
Neue urbane Landmark / Hotel und Veranstaltungszentrum: Der Turm ist eine Antwort auf den Mangel an urbaner Sichtbarkeit in diesem Stadtteil. Platziert im Nordwesten, am sichtbarsten und repräsentativsten Standort des Areals direkt an der Kreuzung zweier Hauptverkehrsadern (Donaulände / Gruberstraße), wird der Turm zu einer neuen urbanen Landmark. Aufgrund des hohen Verkehrslärms entlang der Donaulände wirkt das Gebäude auch als akustische Barriere. Dann ist der Innenhof der Tabakfabrik eine perfekte Oase der Ruhe. […] Der Turm erlaubt einen Ausblick auf die Donau. Durch seine Höhe können die meisten Hotelzimmer mit schöner Aussicht auf den Park oder die Donau punkten. Als Veranstaltungszentrum inklusive Restaurant wird der Turm ein neues Publikum anziehen und für Belebung sorgen.
EUROPAN-Siegerprojekt „Ein Ensemble im Porträt“
In dieser Einreichung erhält der bestehende Bau 3 der Tabakfabrik den Namen „Vicky“.
„Vicky ist ein Trumpf im Sack des Teams. Sie ist die einzige bei der fast alles relativ schnell möglich ist. […] Vicky weiß um ihren Wert und die Möglichkeit, diesen mit den entsprechenden Partnern schnell zu Geld zu machen. Sie kalkuliert kühl und sucht instinktiv die Nähe der Mächtigen und der Investoren. […] Vicky zeichnet sich aus durch ihre Fähigkeit im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein [… und] wartet vorläufig ab, um sich dann strategisch bestmöglich verkaufen zu können. Sie wünscht sich eine perfekte Anbindung an die Bewegungsströme der hier kreuzenden Wege und insbesondere der zukünftigen Straßenbahn. Zusätzlich sieht sie sich als das zukünftige Entree des Areals.“
Das Warten hat sich gelohnt. Bald ist für den Bauteil 3 der richtige Moment gekommen. Hängt seine grundlegende Modifikation doch ursächlich mit dem Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes zusammen. Nachdem am gegenwärtigen Standort des Bau 3 in Form einer unterirdischen Haltestelle der neuen Straßenbahnachse Linie 4 künftig ein zentraler Verkehrsknotenpunkt entsteht, der das Erscheinungsbild und die Rolle des geplanten Neubaus entscheidend mitprägen wird, würde es sich als sinnvoll erweisen, die Synergieeffekte dieser baulichen Großmaßnahmen bestmöglich zu nutzen. Der Baubeginn für die zum Großteil unterirdisch verlaufende Streckenführung der Linie 4 ist 2017 anberaumt.
Die zweite Straßenbahnachse bringt die Verdichtung von Linz auf Schiene, stellt zentrale Weichen für das sprichwörtliche „schnell in die Stadt Fahren“ – zum Bummel, ins Konzert, ins Museum, zum Arzt, in den Kindergarten, in die Schule, für Amtswege oder einfach zum Flanieren.
Wenn wir das Jahr 2020 schreiben, werden laut Prognosen von ExpertInnen der Linz AG jährlich rund 9 Millionen Fahrgäste an der neuen Haltestelle Tabakfabrik aussteigen. Von der unterirdischen Station aus sollten die BesucherInnen der Tabakfabrik direkt, via Rolltreppe oder Lift, in das Foyer des neuen Bau 3 gelangen. Dort wäre eine breitgefächerte Infrastruktur empfehlenswert, die den Zugang zum Areal möglichst einladend gestaltet, zum Verweilen animiert und umfassende Informationen zu den Produkten, Dienstleistungen oder Projekten der Tabakfabrik, sowie den hier angesiedelten Initiativen und Unternehmen bietet. Der neue Bau 3 sollte auf metaphorischer Ebene die Funktion eines Brandlands übernehmen, das auf anschauliche Weise Überblick über die wichtigsten Entwicklungsschritte, Projekte und Ideen der Tabakfabrik gibt.
Im Erdgeschoß könnten Flagshipstores und kleine Galerien mit großzügigen Schaufenstern Passanten anlocken und die am Areal produzierten Erzeugnisse präsentieren. Multifunktionale Ausstellungshallen würden den erfolgreichen Touring-Exhibition-Betrieb nahtlos weiterführen und in Gestalt von Hausmessen dem zeitgenössischen Konzept eines Brandlands gerecht werden (der Begriff Brandland bezeichnet örtlich gebundene Zentren, Ausstellungen und Themenparks, die eine Marke und ihre Produkte für Kunden direkt und häufig interaktiv erlebbar machen). Eine Melange aus Nahversorgungsläden und mit kleinen Gastgärten versehenen Cafés oder Restaurants sollte diverse Alltagsbedürfnisse abdecken und für Frequenz sorgen.
Durch den direkten Straßenbahnanschluss wird der Bau 3 zum Dreh- und Angelpunkt für den Zutritt zum Areal, der gerade in den unteren Stockwerken über sämtliche Qualitäten eines öffentlichen Gebäudes verfügen müsste und im wahrsten Sinne des Wortes Freiräume eröffnen sollte: als demokratischer Raum ohne Konsumzwang, mit großzügigen barrierefreien Durchgängen zum Innenhof und den restlichen Gebäudeteilen der Tabakfabrik.
In den oberen Etagen des neuen Bau 3, der als Kopfgebäude der Tabakfabrik so noch stärkere Strahlkraft und Signalwirkung nach außen entwickelt, könnte ein der Klasse der Kreativen angepasstes, kostengünstiges Designhotel situiert werden, das im Spannungsfeld von Vergangenheit und Gegenwart stünde und Linz um eine Touristenattraktion reicher machen würde. Originalaccessoires aus der Ära der Neuen Sachlichkeit könnten, kombiniert mit zeitgenössischen Stilelementen, in jedem Zimmer für individuellen Charme sorgen. Sie würden eine Zeitreise in die Designgeschichte auf den Spuren des Corporate-Design-Erfinders Peter Behrens erlauben.
Durch die Etablierung eines Hotels, Boardinghauses oder StudentInnenwohnheims wäre eine für die Revitalisierung der Tabakfabrik so wesentliche internationale Ausrichtung nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch möglich. Als Pendant zu den temporären Unterkunftsmöglichkeiten im östlich gelegenen Magazin 2 würde das Areal somit auch im Westen während der Abend- und Nachtstunden Belebung erfahren.
Die Schaffung attraktiver und doch leistbarer Unterkünfte in unmittelbarer Nähe zu einem Architekturjuwel von Weltrang erhöht nicht nur die Magnetwirkung der Tabakfabrik, sondern setzt auch wichtige touristische Impulse für die gesamte Region. Mit der Errichtung eines erschwinglichen Designhotels könnte in Linz eine fremdenverkehrstechnische Lücke zwischen dem Hoch- und Niedrigpreissegment geschlossen werden. Denn trotz des weltweiten Booms trendiger Budgethotels weist Linz gerade in diesem Bereich einen Mangel auf.
Als zentrale Voraussetzung gilt stets die Prämisse: „Der schönste Blick ist öffentliches Gut“. Deshalb sollte der oberste Stock eines Neubaus einen „Rooftop“-Gastronomiebetrieb beherbergen, der breiten Bevölkerungsschichten eine Aussicht auf die Stadt eröffnet und das denkmalgeschützte Ensemble der Tabakfabrik in seiner Gesamtheit zur Geltung bringt. Aus demselben Grund bildet auch ein großzügiger öffentlicher Veranstaltungsraum ein Kernelement im Anforderungskatalog an den neuen Bau 3.
Ein Neubau würde auch die einzigartige Chance bieten, mit der Errichtung einer Tiefgarage die Parkplatzprobleme des gesamten Stadtteils zu lösen. Schon jetzt, bei rund 360 in der Tabakfabrik Linz arbeitenden Menschen, ist die Parkplatzsituation rund um das Areal äußerst angespannt. Die Verfügbarkeit von Mitarbeiter- oder Kundenparkplätzen vor Ort ist ein wertbestimmender Faktor und gerade für größere Unternehmen oder Shops ein entscheidendes Kriterium für die Ansiedelung auf dem Areal. Eine Tiefgarage wäre allerdings nicht nur der Tabakfabrik, sondern auch ihrer unmittelbaren Nachbarschaft dienlich und sollte umweltfreundliche Mobilitätskonzepte, etwa in Form von E-Tankstellen oder Car-Sharing-Systemen, fördern. Die Anzahl der Stellplätze würde sich nach den Kapazitäten der Linie 4 richten und die Tiefgarage so gestaltet werden, dass der öffentliche Verkehr in jedem Fall das attraktivere Fortbewegungsmittel ist.
Neben Anziehungspunkten und Dienstleistungen für BesucherInnen sollte der neue Bau 3 auch verschiedene Serviceeinrichtungen für die in der Tabakfabrik beschäftigten Menschen bieten, deren Zahl sich in den nächsten Jahren um ein Vielfaches erhöhen wird. Wenn die Tabakfabrik im Vollausbau der Arbeitsplatz von über 1.000 Personen ist, bräuchte es zum Beispiel Raum für Kinderbetreuungsstätten, Arztpraxen, Rechtsanwalts- und Steuerberatungskanzleien, oder Post- und Bankfilialen.
In Bezug auf die logistische Logik des Areals gilt es einen signifikanten Wesenszug der Tabakfabrik in der Neugestaltung des Bau 3 zu berücksichtigen, der einst das Rückenmark im Nervensystem der Industrieanlage gebildet hat und heute – ihrem Schöpfer zu Ehren – Behrensband genannt wird: Die zentrale innere Verbindungsstraße, die in Form eines Logistikrings alle kreisförmig um den Innenhof gruppierten Gebäude intern miteinander verknüpft und so einen kilometerlangen Rundgang durch das gesamte Architekturensemble ermöglicht, muss auch in Zukunft erhalten bleiben. Das verbindende Behrensband ist die architektonische Visualisierung des inhaltliche Konzepts der Tabakfabrik Linz und somit prädestiniert für ein zugkräftiges Alleinstellungsmerkmal.
Es muss gelingen, dass aus der Synthese von Peter Behrens‘ Architekturjuwel und dem Neubau eine Aufsehen erregende Landmark entsteht. Eine Landmark, mit der Linz ein neues Wahrzeichen erhält, das als Anziehungspunkt zwischen dem Zentrum und dem Industriegebiet des Hafens zu einem bedeutenden Scharnier für die erfolgreiche Erweiterung der Innenstadt in Richtung Osten werden könnte.
1, 2 oder 3 – Die Magazine der Tabakfabrik Linz
Grösse: Rund 27.000 m² BGF (exkl. Zwischenmagazine A & B)
Bauetappe 4
Nutzungskonzept
In jenen Hallen, in denen einst wertvoller Rohtabak aus dem Orient gelagert wurde, sollen künftig die kostbaren Rohstoffe unserer Zeit gespeichert werden: Technische Innovation und Kreativität. So wie sich in den Magazinen einst alles um den In- und Export von Tabak drehte, sollen sie in Zukunft als Drehscheibe für den In- und Export von technischen Neuerungen und Human Resources dienen.
Die in fünf Einzelgebäude gegliederten Magazine der Tabakfabrik Linz stehen bis auf die beiden später errichteten Zwischenmagazine ebenfalls unter Denkmalschutz. Erst die Entfernung der Zwischenmagazine macht eine über die Nutzung als Lagerflächen hinausgehende Verwendung und Verwertung der zum Großteil fensterlosen denkmalgeschützten Magazine sinnvoll und möglich. Daher sehen, neben dem Entwicklungsteam der TFL, auch nahezu alle Einreichungen des internationalen Europan-Architekturwettbewerbs zur Tabakfabrik ihren Abriss vor. So erhalten die von Peter Behrens entworfenen Magazine aus den 1930er Jahren auch im rückwärtigen Teil Tageslicht, können als Büros, Ateliers oder Werkstätten vermietet werden und erfahren eine erhebliche Wertsteigerung.
Magazin 1: Studio, Storage & Satisfaction
Das direkt an der Unteren Donaulände gelegene Magazin 1 der Tabakfabrik Linz wird zum „Art Magazin“. Aufgrund der enormen Nachfrage werden die atmosphärischen Hallen des Magazin 1 in Studios für zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler verwandelt. In Kombination dazu werden Lagerflächen und Depots entstehen. Um günstige Mietpreise gewährleisten zu können, beschränken sich die notwendigen Adaptierungsmaßnahmen ganz bewusst auf das Wesentliche. Gläserne Trennwände bringen den Industriechic der Architektur zur Geltung und sorgen für Licht und perfekte Arbeitsbedingungen.
Die Errichtung von Künstlerateliers ist auch eine Reminiszenz an die Zeit, als die Kunstuniversität Linz mit dem Institut für bildende Kunst das Magazin 1 mit den Aufsehen erregenden, leuchtenden Werbeaufschriften „Austria Tabak“ und „FALK“ belebten.
Die Entfernung der nicht denkmalgeschützten Zwischenmagazine, die im Jahr 1969 gebaut wurden, erlaubt nicht nur eine sinnvolle Transformation der Innenräume, sondern erweist vor allem auch wertvolle Dienste für die Beziehung zwischen dem Tabakfabrik-Gelände und seiner Nachbarschaft. Jedes der Magazine profitiert mit seinem Umfeld in eigener Weise von der Öffnung. Generell ermöglicht der Abbruch eine Durchörterung zur ehemaligen Fleischmarkthalle und den östlich angrenzenden Ausläufern des boomenden Hafenviertels. So wird das Areal der Tabakfabrik von allen Himmelsrichtungen zugänglich und unterstützt mit dem neu geschaffenen Eingang im Osten die aktuellen Bestrebungen der Stadt, das Zentrum von Linz näher an den Donauhafen zu rücken.
Das Magazin 1 grenzt sowohl an den der fertig entwickelten Bau 2 als auch an das Magazin 2. Durch die konzeptuelle Einbindung des bauzeitlichen Logistikrings soll es für die MieterInnen und die Öffentlichkeit möglich sein, das sogenannte Behrensband, vom Bau 2 über die Magazine und den Bau 1 bis zum Bau 3 zu durchlaufen.
Magazin 2: Stay in the Middle East
Äußerst positiv wird sich der Abbruch der Zwischenmagazine auf das Magazin 2, das sich in der Mitte des Ensembles befindet, auswirken. Nur so könnte aus einem völlig abgeschlossenen, riesigen Lagerkomplex ein lichtdurchfluteter und wertvoller urbaner Raum werden. Da die Tabakfabrik über keine Widmung für klassisches Wohnen verfügt, wäre es für die Belebung des Areals eine große Bereicherung, im Magazin 2 innovative Longstay-Angebote für Studierende und temporär in der Fabrik Beschäftigte zu entwickeln. Die Etablierung eines jungen, urbanen Boardinghauses – mit modernen Betriebswohnungen und internationalem Flair im Stil zeitgenössischer Lofts – würde in Linz und der Tabakfabrik eine Lücke im Sektor „Wohnen auf Zeit“ schließen, der einen immer größeren Boom erlebt und die touristische Anziehungskraft der Tabakfabrik erhöht.
Darüber hinaus sollen im Magazin 2 größere zusammenhängende Workshop- bzw. Werkstatt-Flächen für Forschungseinrichtungen, Technologieinstitute und Firmenzentralen geschaffen werden.
Magazin 3: Skill you all – Workshop, Atelier & Open Lab
Aufgrund ihrer ausgezeichneten logistischen Anbindung an den Bau 1 der Tabakfabrik in Form von mehreren direkten Übergängen dienen die oberen Stockwerke des Magazin 3 als optimal erreichbare Lagerflächen für die unmittelbar angrenzende Maker Unit im Bau 1. Die ganz bewusst in diesem Bereich angesiedelten Werkstätten und Handwerksbetriebe verfügen über den kürzesten Weg zu ihren jeweiligen Depots – ein entscheidender Vorteil für größtmögliche Effizienz im Produktionsalltag. Wegen seiner Nähe zu den darüber liegenden Lagerräumen ist auch das Erdgeschoss des Magazin 3 für die brummende Aktivität großer Maschinen reserviert. Das zum Innenhof durch riesige Rolltore geöffnete Parterre des Magazin 3 wird die ausgezeichnet ausgestatteten Hauswerkstätten und das Open Lab der Tabakfabrik Linz beherbergen. Während die Hauswerkstätten mit Schlosserei, Tischlerei, Spenglerei, Dreherei, Schweißerei und Fräserei sämtliche klassischen Handwerksbranchen abdecken, dient das offene Labor als öffentlich zugängliche High-Tech-Gemeinschaftswerkstatt. In diesem von Haratech betriebenen Fab Lab entsteht mit Hilfe von Lasercutter, 3D Drucker, CNC-Fräse oder Vinylplotter per Mausklick aus einer Idee ein fertiges Produkt.
Triebwerk der Forschung – Das Kraftwerk der Tabakfabrik Linz
Grösse: Rund 3.000 m² BGF
Bauetappe 5
Nutzungskonzept
Als monumentale Skulptur der Moderne steht es im Mittelpunkt und zieht alle Blicke auf sich: das Kraftwerk der Tabakfabrik Linz.
Als treibende Kraft und Schrittmacher der ehemaligen Fabrikanlage thront es neutral und zentral im Herzen des Industriejuwels – und ist deshalb prädestiniert dafür, auch in Zukunft den Brennpunkt des Geschehens zu bilden.
Als einziger Gebäudekomplex besitzt das Kraftwerk keine oberirdischen Verbindungsgänge zu den übrigen Bauwerken des Architekturensembles und erlaubt so – als Ruhepol im Tagesgeschäft, an dem die Zentrifugalkräfte der Produktionszyklen ihre Wirksamkeit verlieren – einen Blick aus der Distanz auf die kybernetischen Kreisläufe der Tabakfabrik Linz.
Da man für die Tabakverarbeitung und Heizung große Mengen an Dampf benötigte, wurde im Kraftwerk eine Hochdruck-Dampfanlage betrieben – anfangs mit Kohle, später mit Öl und Gas, heute mit Fernwärme und morgen mit Innovationskraft.
Der in die Höhe ragende Silo ermöglichte einst die Beschickung der Dampfanlage mit Kohle im freien Fall. Das Kraftwerk erzeugte und steuerte die Energie für den Eigenbedarf der gesamten Fabrik, sowie für die damals in unmittelbarer Nähe befindliche ehemalige Frauenklinik und das Parkbad. Sternförmig vom Kraftwerk ausgehende unterirdische Kollektorgänge verteilten die Energie zur Versorgung der verschiedenen Gebäude.
Nun werden die Turbinen wieder angefahren, um intellektuelle Energie für die Gesellschaft zu produzieren und sie gezielt einzuspeisen. Im Geist seiner alten Funktion soll das Kraftwerk der Tabakfabrik zur treibenden Kraft für die internationale Kreativitätsforschung werden, neueste Trends aufnehmen und die Aktivitäten am Areal steuern. Als Generator für Innovationen nimmt das Kraftwerk geistige Inputs auf und wandelt diese in wissenschaftliche Erkenntnisse um. Der Fokus richtet sich dabei auf die großen gesellschaftlichen, technologischen oder wirtschaftlichen Fragen und Herausforderungen der Arbeitswelt von morgen.
Als Motor der Forschung dient die Kesselhalle, die in einen multifunktionalen „Hörsaal 0“ transformiert wird. Die Kesselhalle ist mehrere Stockwerke hoch und bietet als spektakulärer Veranstaltungssaal mit mehreren Funktionen und Ebenen in schwindelnder Höhe eine einzigartige Atmosphäre.
Das Erdgeschoß des Kraftwerks, das zur Zeit die Hauswerkstätten beherbergt, soll in Zukunft als Anlaufstelle und Steuerzentrale für das gesamte Areal zur Verfügung stehen, um Service und zielgerichtete Beratung für die in der Tabakfabrik angesiedelten MieterInnen und Initiativen zu bieten. Auf einer Fläche von rund 2.500 m² entsteht dort ein Ort der Begegnung und des wissenschaftlichen Austauschs, angedacht ist die Errichtung einer Bibliothek samt Archiv und Lesecafé sowie eines Merchandise-Shops – mit einer Kollektion aus Postkarten, Accessoires, Designartikeln und Bildbänden im Zeichen der Tabakfabrik Linz.
FALK-landinsel – Das Fabrikareal
Grösse: 38.148 m² GF
Bauetappe 6
Nutzungskonzept
Rund um das Kraftwerk erstreckt sich der atmosphärische Innenhof der Tabakfabrik, der heute seinem Schöpfer zu Ehren den Titel Peter-Behrens-Platz trägt. Eingerahmt von den vier übrigen Gebäuden des Architekturjuwels bietet der Innenhof Schutz vor dem Verkehrslärm der umliegenden Straßen und bildet eine innerstädtische Oase der Ruhe – eine rund 38.000 m² große Stadtinsel, die vom hektischen Alltagstreiben lediglich umspült wird. Großzügige Grünflächen und Gastgärten mit alten Baumbeständen und unzähligen Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein, Gemeinschaftsgärten ermöglichen der städtischen Bevölkerung lokale Nahrungsmittelproduktion.
Bis Ende des Jahres 2009 wurden in der Tabakfabrik Zigaretten hergestellt. Unter anderem auch die Marke FALK, deren Leuchtschriftzug im Norden des Areals weithin sichtbar auf dem Magazin 1 prangt. Aus diesem Markenzeichen und der vornutzungsbedingten Abgeschiedenheit der Industrieanlage, die jahrzehntelang völlig autark und von der Außenwelt abgeschottet wie eine entlegene Insel nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten funktionierte, entstand der Name FALKlandinsel.
Heute erfreut sich die FALKlandinsel als offener, demokratischer Raum großer Beliebtheit und ermöglicht als Multifunktionsraum für urbanes Leben eine Fülle unterschiedlichster Nutzungen – ob als Marktplatz, Open Air Bühne, Naherholungsgebiet oder Treffpunkt. Um die Anziehungskraft des Areals weiter zu steigern, entsteht auf dem Peter-Behrens-Platz sukzessive eine Landschaft aus Terrassencafés, Bars, Shops und Ruhezonen.
Im Gegensatz zu seinem historischen Pendant wird der Innenhof der Tabakfabrik als neuer Linzer Hauptplatz der kreativen Industrie nicht von Straßenbahn oder Autoverkehr durchtrennt – und eignet sich daher viel besser als Location für Großveranstaltungen oder als Ort der Kontemplation. Im Unterschied zum alten Hauptplatz lässt sich das Ambiente der FALKlandinsel auch ganz gezielt steuern – je nach Notwendigkeit und Nutzung präsentiert sich der Peter-Behrens-Platz extrovertiert oder introvertiert.
Hand in Hand mit dem Ausbau der kulturellen, sozialen und gastronomischen Infrastruktur geht auch die verkehrstechnische und logistische Erschließung der FALKlandinsel. 2017 beginnen die Bauarbeiten für die Straßenbahnlinie 4, auf deren Strecke die Tabakfabrik an der Kreuzung von Gruberstraße und Unterer Donaulände eine unterirdische Station erhält und damit Anbindung an ein öffentliches Verkehrsnetz, das jährlich rund neun Millionen Fahrgäste nutzen werden. Ab dem Jahr 2019 wird diese urbane Fähre das Leben auf der FALKlandinsel vollständig zur Entfaltung bringen. In Kombination mit einer Parkgarage und der logistischen Betreuung des Areals über die an der Rückseite der Magazine gelegene Feuergasse wird die FALKlandinsel möglichst autofrei gehalten – bei gleichzeitiger Optimierung ihrer Erreichbarkeit durch ein verbessertes Verkehrsangebot.
Als Leuchtturmprojekt und Mittelpunkt eines neu gestalteten Stadtteils nimmt die Tabakfabrik Linz nicht nur geografisch – an der Schnittstelle von Stadtmitte, Donauraum und Industriegebiet –, sondern auch thematisch – durch die Konzentration auf kulturelle und kreative Industrien – eine Schlüsselrolle ein. Die Neugestaltung des Areals ist Triebfeder für die geografische Ausdehnung des Zentrums in Richtung der östlichen Gewerbegebiete rund um den Linzer Hafen und damit einhergehend für die Schaffung einer zweiten urbanen Lebensader abseits der Landstraße – ein zentrales Ziel im zeitgenössischen Stadtentwicklungskonzept von Linz, das im Einklang mit dem internationalen Trend der Re- bzw. Neoindustrialisierung steht. Durch das Setzen städtebaulicher Akzente und die Schaffung konkreter Angebote wird die Attraktivität dieser neuen Achse erhöht, die der für das heutige Selbstverständnis von Linz so wichtigen Verbindung von Industrie und Kultur auch geografisch Rechnung trägt.
Rückfragen
Mag Nina Fuchs
Leitung Unternehmenskommunikation
nina.fuchs@tfl.linz.at
+43 664 / 88683877
Die Verwendung der Fotos wird im Zuge der Berichterstattung über die Tabakfabrik Linz unter Angabe der jeweiligen UrheberInnen honorarfrei gestattet.